News aus dem Kanton St. Gallen

Bis die Sinne implodieren

von Katharina Meier
min
01.10.2023
Wer mit offenen Ohren, Augen und Nase durch ein Kaufhaus geht, die Ware mit den Händen anfühlt, sich kopfüber in den Weihnachtsrummel stürzt, dem implodieren spätestens in der Umkleidekabine die Sinne.

«Sind Sie Innendekorateur, wollen Sie Schaufenster gestalten, dann melden Sie sich im Parterre an der Kasse.» – «I don’t wanna lose youuuuuu…» – «Haben Sie diese Hose auch in 42?» – «Hoi, ich habe dich vorhin schon gesehen. Wie  …»–  «This is the right time to believe in love, ooh yeah yeah yeah, ooh oh oh …» – «Geschätzte Kundschaft, naturaline – 30 Prozent auf das ganze Sortiment.» – «Kann ich Ihnen helfen?» – «Nein, nein, ich ich schaue mich nur ein bisschen rum.» – «He can play the honky tonk like anything, savin’ it up, for Friday night, with the sultans, we’re the sultans of swing …» – «Wir schaffen Mehrwert für Ihren Franken.» – «Brauchen Sie eine Tasche?» – «Wollen Sie es als Geschenk haben?» – «Hier ist die Bluse noch in einer anderen Farbe.» – «Danke, ist schon gut.»

«Versüssen Sie Ihre Festtage: Nur heute und morgen, 30 Prozent auf alle Schokoladeprodukte.» Foto: pixabay

Cashmere, feine Seide, rohe Leine, plastifizierter Mantel, grober Wollstoff, schwer. «Sie können es gerne probieren. Hier ist die Garderobe.» Abgestandener Schweiss. – «Nein, nein, Sie müssen nur wenig davon draufsprühen!» –«Klassisch, für Mann.» – «Die Düfte von Boss und Chanel jetzt besonders günstig.» Süss, herb, stechend. «Der andere Arm, bitte.» – «Sometimes I hate every single stupid word you say, sometimes I wanna slap you in your whole face (whoa oh oh)» – «Sind Sie Innendekorateur, wollen Sie Schaufenster gestalten, dann melden Sie sich im Parterre an der Kasse.» – «Haben Sie noch die Supercard?» – «Märkli?» – «Heute, morgen und übermorgen, 10 Prozent auf alle Ania-Haie-Schmucksachen.» Glitzer, Glimmer, Silberpapier. Rot, senfgelb, dunkelblau. «Ich gebe Sie Ihnen mit. Sie sind von Fust, Jumbo und Interdiscount.» – «Ah, draussen regnet es? Hier unten bekommen wir den ganzen Tag nichts mit.» – «Oh, jingle bells, jingle bells, jingle all the way!»

«Neiiiiiiiiiiiin, ich will dieses Plüschtier.» – «Du hast ja schon zwei.» – «Super Mario ist wieder da!» – «Ich will das da, Mami.» – «Sind Sie Innendekorateur, wollen Sie Schaufenster gestalten …» – «Machen Sie Ihren Kindern eine Freude mit dem neuen Lego-Adventskalender.» – «Lindt-Excellence …» – «Es gibt auch Zehnerpackungen.» – Mandelduft – «Wollen Sie probieren?» – «I’m sittin’ here in the boring room, it’s just another rainy Sunday afternoon … but nothing ever happens…» – «Haben Sie etwas gefunden, wollen Sie …?» – «Nein, nein, danke.» – Merci, grazie. Nur raus hier.

Fakten zum Fest

Vor Weihnachten erfasst Statista jeweils die Höhe des Geldes, welches die Schweizerin, der Schweizer beabsichtigt, für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Und dieser Betrag steigt kontinuierlich. 

343 Franken Budgetiert

Bezifferten die Befragten die Ausgaben im Jahr 2015 noch mit 175 Franken, waren es 2022 bereits 343 Franken. Doch dies scheint reine Theorie. Das Budget wird wohl jedes Jahr überschritten. So vermeldete der Spielwarenverband Schweiz, dass gemäss einer Online-Umfrage von GfK Schweiz AG für 2022 allein für Spielwaren geplant war, 500 Franken auszugeben. Und auch dieses Jahr scheint der Geldbeutel locker zu sitzen, trotz angezogener Preise. 

Black Friday für Schnäppchen

Laut Statista.com beginnt das Weihnachtsgeschäft aber schon im November – knapp ein Viertel hat dann bereits mit dem Einkauf von Weihnachtsgeschenken begonnen. 22 Prozent fangen Anfang Dezember an – und 37 Prozent kümmern sich erst kurz vor Weihnachten um den Kauf ihrer Geschenke. Frauen sind früher dran, Männer besorgen ihre Präsente zwischen dem 16. und 22. Dezember. Gut ein Drittel der 2020 befragten Schweizerinnen und Schweizer gaben an, dass sie an den Schnäppchentagen um den Black Friday Weihnachtsgeschenke einkaufen wollen.

Geld und Gutscheine

Besonders gerne zu Weihnachten verschenkt werden in der Schweiz Geld und Gutscheine. Aber auch Kleider, Kosmetika, Elektronik und Spielsachen sind beliebt und immer mehr auch nachhaltige Geschenke. Vom Weihnachtsbudget wird am meisten im Internet ausgegeben. Der Anteil der Weihnachtsausgaben, die online getätigt wurden, hat sich gegenüber 2021 um fünf Prozentpunkte gesteigert. Der Kauf von Geschenken per Internet ist inzwischen für 25 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer die erste Wahl. Dann wird es für die Post äusserst hektisch: Die Anzahl der verarbeiteten Weihnachtspakete in der Schweiz betrug im Jahr 2022 rund 22 Millionen. (meka)

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