Zeigen, was zu Zwinglis Zeiten wuchs
Die Grundidee dieses Gartens formuliert Projektleiter Hans-Ulrich Knaus – er ist auch Präsident der zwinglianischen Gesellschaft – so: «Wir wollen den Menschen zeigen, wie sich die damaligen Bewohner des obersten Toggenburgs ernährt haben.»Â
Am Anfang stand die Idee des Projektteams «Zwingli-Projekt Wildhaus», das über Pfarrer Hans Jörg Fehle (Wattwil) an Hans Oppliger, Geschäftsführer RhyTOP GmbH Salez, gelangte.
Und der im St.Galler Kirchenrat dafĂĽr zuständige Heiner Graf (Buchs) spannt den Bogen noch weiter. Zwinglis Geburtsort werde als Ursprung einer grossen Bewegung gefeiert: «Geburtlichkeit» war denn auch das Thema des Europäischen Stationenwegs in Wildhaus. Graf: «Der Pflanzgarten symbolisiert viel UrsprĂĽngliches. Er zeigt auf, dass zur Zeit Zwinglis das ‹tägliche Brot› ebenso wichtig war wie die geistlichen Auseinandersetzungen im Leben der BauernÂfamilien. Der Garten zeigt auf, wie viel sich in der Nahrungspalette in den letzten 500 Jahren verändert hat. Auch dass damals die letzte Wärmeperiode war und deshalb in dieser
Höhe wieder solche Pflanzen wachsen.»
Kurze Vegetationszeit
Die Vorarbeit begann bereits im Jahre 2015: historische Recherche und Verfügbarkeit von Saatgut alter Sorten. «Auch galt es, Pflanzen auszuwählen, die heute mit den Bedingungen auf 1100 Meter über Meer – geringe Durchschnittstemperaturen und kurze Vegetationsperiode – zurechtkommen», erklärt Oppliger.
Die gute Vorarbeit hat sich gelohnt. Im vergangenen Jahr wurden probehalber Reinkulturen angepflanzt. Die Erfahrung mit der Wüchsigkeit der alten Getreidesorten sei gut gewesen. «In diesem Jahr sind nun teils auch Mischkulturen geplant, in denen die unterschiedlichen Einflüsse von verschiedenen Pflanzen aufeinander gezeigt werden», erklärt Oppliger.
Gemäss Kirchenrat Heiner Graf wird das Projekt, das bei der Umsetzung mit regionalen Partnern zusammenarbeitet, vom Verein Reformationsjubiläum Toggenburg betreut. Der Verein wird vom Lotteriefonds des Kantons St.Gallen und von der Kantonalkirche unterstützt. «Beim Projekt Pflanzgarten erhielten wir erfreulicherweise auch einen Zustupf vom Bundesamt für Landwirtschaft», betont Heiner Graf.
Ernte kann gekauft werden
«In diesem (Jubiläums-)Jahr ist geplant, mit dem Hofladen von Bruno Forrer in Wildhaus zusammenzuarbeiten», so Oppliger, «dort können dann z. B. frischer Salat, Rüebli, Kabis oder Pastinaken gekauft werden.» Dabei handelt es sich um alte Sorten, die vom Bundesamt für Landwirtschaft als besonders erhaltenswert deklariert wurden. Das Bundesamt unterstützt die Wildhauser Initiative mit seinem nationalen Aktionsplan zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft.
Oppliger findet es zudem interessant, «dass der Ackerbau im oberen Toggenburg heute fĂĽr innovative Landwirte auf gewissen Flächen wieder eine Alternative darstellt.» Dies hänge mit dem steigenden Bewusstsein fĂĽr den Wert von eigenen Nahrungsmitteln und der Wertschätzung einheimischer Produkte durch die Konsumenten zusammen.Â
Für Heiner Graf lohnt es sich allemal, den Pflanzgarten, wo Gerste, Hafer, Kichererbsen, Schalotte oder Schnittmangold wachsen, in einer ruhigen Stunde zu geniessen. Dies auch im Zusammenhang mit der Interimsausstellung «Zwinglis Herkunft und Wirken» im Hotel Alpenblick und dem Besuch des Geburtshauses Zwingli in Wildhaus.
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Text und Bilder: Reto Neurauter, Grabs  –  Kirchenbote SG, Mai 2017
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