News aus dem Kanton St. Gallen

«Wir sind dankbar für sein Beispiel»

min
01.01.2016
Dr. med. Hisham Maizar, als Muslim für die Kirchen ein verlässlicher Partner im Inter­religiösen Dialog, ist am 14. Mai 2015 ver­storben. Bischof Markus Büchel, im Namen des Bistums St.Gallen, und Pfarrer Martin Schmidt, Präsident des Kirchenrates der evang.-ref. Kirche im Kanton St.Gallen, wür­digen ihn als Freund, herzlichen Menschen und Brückenbauer im interreligiösen Dialog, der schmerzlich fehlen wird.

Nach den Attentaten vom 11. September 2001 warnte der damalige Bischof Ivo Fürer vor Pauschalurteilen und rief zur Achtung des Islam auf. So lernten sich Hisham Maizar und Ivo Fürer kennen und schätzen. Bis dahin gab es auf muslimischer Seite keinen Ansprechpartner für einen koordinierten Dialog. Maizar wirkte darauf hin, dass die bisher lose organisierten islamischen Vereine sich im Dachverband islamischer Gemeinden Ostschweiz (Digo) zusammenschlossen. Sein Wirkungskreis vergrösserte sich zusehends, bis zuletzt war er im Kanton in gutem Kontakt mit den Kirchen und an vielen Anlässen, auch in grossen Festgottesdiensten, ganz selbstverständlich präsent. Auf schweizerischer Ebene war er Präsident der Föderation der islamischen Dachorganisationen (Fids) und  Vorsitzender des Schweizerischen Rates der Religionen (SCR).

Hisham Maizar war der Erste, der den islamischen Gemeinden ein persönliches, aber auch ein politisches Gesicht gegeben hat. Er wurde geschätzt als ehrlicher, offener Gesprächspartner. Wir sind dankbar für sein eindrückliches Engagement in der Gesellschaft und seine überzeugende Art, seine Religion zu leben. Stets hat er den Dialog und die Verständigung der Menschen gesucht und gefördert, der Austausch mit anderen Reli­gionsgemeinschaften war ihm ein echtes Anliegen. Geprägt hat ihn auch seine Biografie: ursprünglich aus Hebron und Jerusalem stammend, war der Vater von 3 Kindern lange Jahre mit einer Katholikin aus Österreich verheiratet und seit 1982 Schweizer Bürger. Als Arzt im Thurgau hat er vielen Menschen nicht nur fachlich, sondern auch durch sein freundliches Wesen sehr geholfen.

In Zeiten der zunehmenden Angst vor dem Islam (wobei die Angst eigentlich dem Islamismus gilt) in weiten Teilen der Gesellschaft, war er über viele Jahre für die Kirchen und Religionsgemeinschaften wie für die Politik ein unentbehrlicher Gesprächspartner und Vermittler. Hisham Maizar positionierte sich stets klar gegen jede Form von Gewalt und gegen radikale Tendenzen von Gruppen in der Schweiz und im Ausland.

Hisham Maizar wird uns als vertraute Ansprechperson im interreligiösen Dialog fehlen. Sein Vermächtnis ist uns Verpflichtung: den interreligiösen Dialog weiterzuführen. Seiner Familie und den islamischen Gemeinschaften, mit denen er verbunden war, kondolieren wir aufrichtig.
 
St.Gallen, 15. Mai 2015, Markus Büchel, Bischof von St.Gallen
Martin Schmidt, Präsident des Kirchenrates der evang.-ref. Kantonalkirche St.Gallen

 

Text: pd | Foto: as  – Kirchenbote SG, Juni / Juli 2015

 

 

Unsere Empfehlungen

Kirche Grabs wird saniert

Kirche Grabs wird saniert

«Gestern und heute und derselbe in Ewigkeit» … dies gilt für Jesus Christus, aber nicht für die reformierte Kirche Grabs. Sie soll saniert werden.