«Wir kochten auf einem Holzherd»
Eine echte Bündner Gerstensuppe mit viel Gemüse und Fleisch gehört für die erfahrene Köchin Elvina Krähenmann zum Suppentag. Die aus dem bündnerischen Schams stammende und seit rund 50 Jahren im Toggenburg wohnhafte Frau weiss aus eigener Erfahrung, wie eine grosse Familie mit einfachen Mitteln ernährt werden kann. «Wir waren acht Kinder und lebten in ganz einfachen Verhältnissen. Gekocht wurde auf einem Holzherd», blickt sie auf ihre Kinder- und Jugendjahre in Zillis zurück. Auch in der eigenen Familie mit vier Kindern standen einfache und nahrhafte Gerichte im Mittelpunkt.
Verzicht, Beisammensein, Gutes tun
«Mit dem Entscheid, sich an einem Sonntagmittag von einem Teller Suppe zu ernähren, verbinden die Menschen Verzicht mit Beisammensein und der Bereitschaft, etwas vom eigenen Überfluss Benachteiligten abzugeben», fasst die Köchin das Ziel des Suppentags kurz zusammen. «Deshalb ist es auch wichtig, dass die Suppe satt macht.»
«Je weniger Auslagen wir haben, desto mehr Geld können wir für die Hilfe Benachteiligter verwenden.»
Rund 150 Liter habe sie jeweils zubereitet, darin enthalten je sechs Kilo Rüebli, Sellerie, Lauch, Kabis und zwei Kilo Zwiebeln. Nebst der Gerste hätten auch eine kräftige Bouillon und natürlich ein paar grosszügige bemessene Fleischstücke – und sozusagen als Berufsgeheimnis – eingekochte Milch zum Binden der Suppe dazugehört. «Der schönste Lohn war, wenn die Gäste die Teller mit viel Appetit leer gegessen haben.»
Ein Gemeinschaftserlebnis
Nicht nur der Kochprozess, sondern bereits das Gemüserüsten bleibt Elvina Krähenmann in guter Erinnerung. «Am Vortag trafen sich jeweils ein paar Frauen und schnitten das frische Gemüse klein. Das waren immer sehr vergnügliche Stunden. Wir konnten plaudern, Neuigkeiten austauschen und dazu wurden die Berge der klein geschnittenen Rüebli, Sellerie und Co. immer grösser.» Ein besonderes Kränzlein windet die langjährige Köchin auch dem ehemaligen Dorfmetzger von Wildhaus: «Solange diese Metzgerei bestand, konnten wir geräucherte Brustspitze abholen, und dies unentgeltlich.» Heute müsse das Fleisch gekauft werden, aber Spenden von Gerste und Gemüse seien auch beim neuen Team hoch willkommen. «Je weniger Auslagen getätigt werden müssen, desto mehr kann für das eigentliche Ziel des Suppentags, die Hilfe für Benachteiligte, verwendet werden.»
Süsses zum Abschluss
Claudia Brauchli ist im neuen Team für die Organisation der Helferinnen und das Bereitstellen und Decken der Tische verantwortlich, Rosi Ziener kocht am 8. März das dritte Mal, und so wird der Suppentag auch dieses Jahr wieder für eine grosse Zahl Gottesdienstbesucherinnen und Besucher zu einem wichtigen Tag im Jahresablauf werden. Nicht zu vergessen die vielen Kuchenspenden: «Wer sich mit einer Suppe zufriedengibt, gönnt sich gerne als Abschluss etwas Süsses», wissen die Verantwortlichen. «Süssgetränke, Wein und Kaffee sind zu bezahlen, für Suppe, Kuchen und Mineralwasser werden freiwillige Spenden entgegengenommen», so Claudia Brauchli.
Text | Foto: Adi Lippuner, Journalistin BR, Wildhaus – Kirchenbote SG, Februar 2020
«Wir kochten auf einem Holzherd»