Wie es um die christlichen Werte steht
Sonja Bruhin, Gossau SG
«Bei der Ausübung meines Berufes als Mesmerin, beim Einkaufen oder im Sportverein begegne ich immer wieder Menschen, welche meiner Meinung nach sehr wohl die christlichen Werte leben. Alter, Herkunft, Bildung und soziale Stellung und Religion sind dabei nicht entscheidend. Es ist ihr Umgang mit allen Menschen; sie sind tolerant, freundlich, hilfsbereit, rücksichtsvoll, einfühlsam, achtsam im Umgang mit Mensch, Tier und Natur. Leider muss ich festhalten, dass Egoismus und Rücksichtslosigkeit immer öfter spürbar sind. Sobald die eigene Freiheit, die eigene Brieftasche oder der Spassfaktor betroffen sind, ist nicht mehr viel übrig von der Toleranz und Hilfsbereitschaft. Die Angst, etwas zu verlieren, gewinnt an Wichtigkeit. Das war schon immer so, denn der Mensch ist nun mal Mensch, nur leider immer öfters.»
Hansurs Walder, Altstätten
«Werte sind entscheidend für das Wohl der Gesellschaft. Ohne Glauben an Gott gehen sie in den folgenden Generationen verloren, was zurzeit geschieht. Denn eine rein materialistische Weltanschauung kann keine Werte begründen. Darum ist für mich der erste christliche Wert der Glaube an den dreieinigen Gott. Weil dieser die Grundlage für die weiteren Werte ist, steht die Verehrung Gottes in den Zehn Geboten an erster Stelle. Aus der Vielfalt der Werte nenne ich daneben ein paar typisch christliche Werte: Nächstenliebe und sogar Feindesliebe, Versöhnung und Vergebung. Als Christen leiten wir diese und andere Werte vom Beispiel Jesu ab. Ich möchte aber nicht einfach lamentieren, dass die christlichen Werte mehr und mehr verloren gehen, sondern mich persönlich herausfordern lassen, danach zu leben. Das schaffe ich nicht aus eigener Kraft. Dazu benötige ich die Kraft des Heiligen Geistes.»
Monika Diethelm-Knöpfel, Niederuzwil
«Die beste und kürzeste Zusammenfassung, was christliche Werte sind, findet sich für mich in den Bibelversen Matthäus 22,37-39 ‹Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das grösste und erste Gebot. Das zweite ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.› Diese Worte sind zeitlos, auch wenn Nächstenliebe im Alltag heute anders aussehen kann als vor 100 Jahren.
Meines Erachtens werden die Werte nicht mehr oder weniger beachtet als früher. In unseren Kirchgemeinden gibt es sehr viele Beispiele von Fürsorge zu sehen. Leider wird der Ausdruck ‹christliche Werte› oft dazu missbraucht, Leute schlechtzumachen, die anders leben, als man es gut findet oder als es früher üblich war.»
Markus Anker, Tablat-St. Gallen
«Liebe, Freiheit und Würde gelten gemeinhin als Säulen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Ganz im Sinne des sogenannten Böckenförde-Diktums: ‹Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann›, so der Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde 1964. Die Gleichnisse in den Evangelien sagen es anders. Sie beschreiben Gottes Wirken, und aus ihm gehen die christlichen Werte hervor, als etwas unscheinbar Wachsendes, aus dem sich eine lebensspendende Macht entfaltet, wie heranwachsende Saat, wie Hefe im Teig. Wie bringt man das zusammen, Staat und Saat, Böckenförde und Jesus? Vielleicht so: Wie Pionierpflanzen auf kargen Schotterflächen ermöglichen christliche Werte glückendes Leben auf sonst leblos-harten Gesellschaftsfundamenten. Auf ihrer Grundlage gedeihen Liebe, Freiheit und Würde.»
Anni Vetsch, Grabs-Gams
«In der Bibel steht: ‹Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Grösste aber von diesen ist die Liebe.› (1. Kor 13,13)
Ich versuche, meinen Alltag mit den grundlegenden christlichen Werten wie Glaube, Hoffnung, Liebe zu leben. Glaube hat für mich mit Vertrauen zu tun: dem Vertrauen in meinen himmlischen Vater, dem ich mein Leben verdanke. Mein Glaube ist das Fundament der Hoffnung, die mich trägt, in allen meinen Herausforderungen, die das Leben so mit sich bringt. Weil ich glaube, dass mein Gott, mein Schöpfer und Vater, mich liebt, bin ich in der Lage, selbst auch wieder zu lieben. Diese Gewissheit hilft mir im Umgang mit meinen Stärken und Schwächen. Sie hilft mir, zu Fehlern zu stehen und Fehler auch zu vergeben. Und sie hilft mir – soweit es an mir liegt – Versöhnung zu leben.»
Raphael Müller, Bütschwil
«Christliche Werte sind etwas, das sich nicht wandeln sollte. In einer sich rasch anpassenden Gesellschaft ist es umso wichtiger, dass christlicher Glaube, die biblische Liebe, eine unabdingbare Vergebung und die Hoffnung auf Gottes Gerechtigkeit beständige Werte bleiben. In den Zehn Geboten sticht mir die Aufforderung, nicht neidisch zu sein, ins Auge. Wie oft verfehlen wir Menschen genau diesen Punkt? Christliche Werte sind Leitlinien, die uns ein gelingendes Leben und Miteinander ermöglichen. Immer wieder standen und stehen diese Werte auf dem Prüfstand. Die Liebe ist beispielsweise kein Gefühlsbrei, sondern eine bewusste Entscheidung zur Hingabe und das Festhalten daran, um seinen Teil dazu beizutragen, damit es gelingt (Vertrauen in Gott, Liebe zum Ehepartner …). Jesus hat sich vor seinem Tod auch bewusst für diese Liebe zu den Menschen entschieden (in Mt. 26,39).
Wie es um die christlichen Werte steht