News aus dem Kanton St. Gallen

«Warum sagte ihm Vater, er solle für Mama beten?»

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21.11.2017
Joël Roth gestaltete die Dezemberausgabe zum Thema «Ich bete». Zu den vier Bildern schrieb Andreas Schwendener eine Geschichte.

Severin liegt im Bett und betet. Aber in dieser Nacht betet Severin länger, anders und intensiver. Denn heute hat ihn Papa ins Bett gebracht und gesagt, er solle für Mama
beten. So etwas hat ihn sein Vater noch nie gefragt. 

Er betet auch für andere
Severin betet auch sonst jeden Abend – manchmal länger, manchmal auch nur kurz, wenn er dabei einschläft. Dabei betet Severin nicht nur für sich, sondern auch für andere, ja für alle Menschen, die es nicht so gut haben wie er. Er hat das so von seiner Mutter gelernt. 

Darum schickt Severin nach dem Gebet für sich und die Eigenen seine Gebete auch rund um die Welt. Er sieht dann, wie seine Wünsche über Länder und Meere fliegen, wie das zarte Licht Gottes aus dem Himmel rieselt und den Menschen in Not Mut macht. 

So war es an normalen Tagen. Doch an diesem Abend ist alles anders. Das Krankenauto ist gekommen und hat Mama weggeholt. Sie musste plötzlich ins Spital. Eigentlich war die Geburt erst in zwei Wochen vorgesehen. Nun will das Kind doch noch in diesem Jahr auf die Welt kommen. Wie sehr hat sich Severin all die Monate darauf gefreut, ein Schwesterchen zu bekommen. Hoffentlich geht alles gut! Warum hat sein Vater ihm gesagt, er solle für Mama beten?

Frau Berlinger kommt vorbei
Papa hat noch gerufen, dass heute Abend Frau Berlinger vorbeikomme, wenn sie vom Singen zurück sei. Und dass er nur eine Stunde allein sein werde. Er selber müsse zu Mama ins Spital. 

Severin wartet auf Frau Berlinger. Er kann nicht schlafen. Wieder und wieder betet er für alle Notleidenden auf der ganzen Welt, aber es fehlt die Konzentration. Seine Gedanken sind bei Mama und seiner Schwester. 

Darum betet Severin heute ein spezielles Gebet, nur für seine Mutter und seine Schwester. Er betet lange und von ganzem Herzen. 

Das Gebet findet den Weg ins Spital
Dabei sieht er, wie das Licht seines Gebets im Schein Gottes aufsteigt, wie es durch die verschneite Stadt bis zum Spital den Weg sucht. Es ist ein Segen von Gott, denkt er. Denn das Gebet leuchtet so hell wie das zarte Licht, das er sonst bei seinen Gebeten vom Himmel herab auf die notleidenden Menschen fallen sah. Dann geht das Licht durch das Fester im Spital, wo Mama liegt. Und Severin schläft ein. Er hört Frau Berlinger nicht kommen. 

Am andern Tag weckt ihn sein Vater. Severin, du hast ein Schwesterlein, Natalia!

 

Text: Andreas Schwendener | Bild: Joël Roth   – Kirchenbote SG, Dezember 2017

 

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