Unterstützung, die wirkt
«Oft lehnen sie sich zurück, schauen aus dem Fenster und lassen ihren Blick schweifen», erzählt Claudia Tobler. Daran merke sie, dass sich bei den Lernenden etwas verändere.
Auch Claudia Tobler lässt den Blick gerne aus ihrem Büro über die Stadt St. Gallen schweifen. Doch allzu oft bleibt ihr nicht die Zeit dazu. Die Sozialarbeiterin betreut den Kirchlichen Sozialdienst (KSD) der Berufsschule mit 2500 Lernenden. Diese können sich bei Konflikten oder Problemen an sie wenden, aber auch Lehrpersonen, Ausbildnerinnen und Eltern. Grund für eine Kontaktnahme sei oft die Lernsituation, etwa der Umgang mit Druck oder Probleme, sich zu organisieren, sagt Claudia Tobler. Weitere Gründe seien auch Budgetsorgen, Konflikte am Arbeitsplatz oder Konflikte mit Gleichaltrigen, die oft im Internet stattfinden.
Kirche als Pionierin
Eine Beratung dauere in der Regel zwei bis drei Sitzungen. Oft gehe es darum, den jungen Erwachsenen Werkzeuge in die Hand zu geben, um eine neue Sichtweise zu entwickeln und das Problem selbst meistern zu können. «Ein Teil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist noch nicht so krisenerprobt. Da hilft punktuelle Unterstützung.»
An allen Berufsschulen des Kantons besteht das Angebot des KSD. Entstanden ist er im Jahr 1987, als die reformierte Kirche am Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg einen schul-
internen Sozialdienst ins Leben rief. In der Folge teilten sich die katholische und die reformierte Kirche die Kosten. Angebote in weiteren Berufsschulen kamen dazu. Heute tragen die Kirchen den KSD gemeinsam mit dem Kanton. Der Name ist geblieben. «Oft empfinde ich die Wege bei den Kirchen als kürzer», sagt Claudia Tobler. «Zudem fragen sie weniger nach Leistung und Mehrwert.» Wenn sie den Lernenden den Dienst vorstelle, sage sie jeweils, dass es den Kirchen ein Anliegen sei, dass sie erfolgreich eine Ausbildung machen könnten.
Wissen, wie anpacken
Auch Claudia Tobler ist dies ein Anliegen. «Ich bin überzeugt vom dualen Bildungssystem mit Lehre und Berufsschule.» Auch sie hat zunächst eine Lehre als Feinmechanikerin gemacht, dann Soziale Arbeit studiert. «Ich mag die Arbeit mit den jungen Menschen», sagt sie. Natürlich ganz besonders, wenn sich die Lernenden nach einer Beratung zurücklehnen, den Blick schweifen lassen und sagen: «Jetzt weiss ich glaub, wie ich es anpacke.»
Kirche tut gut
Von seelsorgerischer Begleitung über Angebote für Jugendliche bis zum gewöhnlichen Sonntagsgottesdienst: Kirche tut gut. Auch denjenigen, die mit Kirche vordergründig nur wenige oder keine Berührungspunkte haben. Mehr dazu hier:
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