Synode will Fachkräftemangel bekämpfen
«Der Personalmangel wird krass», zitierte Pfarrer Marcel Wildi den Leiter der deutschschweizer Pfarrerausbildung und begründete damit seinen Vorstoss. Wildi, der als Synodaler die Kirchgemeinde Diepoldsau-Widnau-Kriessern vertritt, hatte eine Motion eingereicht, um den zukünftigen Bedarf aller kirchlichen Mitarbeitenden durch den Kirchenrat überprüfen zu lassen. Zudem soll der Kirchenrat Massnahmen vorschlagen, wie die Zulassung für pastorale Tätigkeiten anzupassen seien, etwa beim Zugang für Sozialdiakone oder bei der Anforderung an die Ausbildung. Hintergrund des Personalmangels ist, dass in den nächsten Jahren weit mehr Pfarrpersonen pensioniert als ausgebildet werden. Auch bei anderen kirchlichen Berufen wie Sozialdiakonen und Religionslehrpersonen zeichnet sich ein Mangel ab.
Um letztere ging es in der zweiten Motion von Katja Roelli (Diepoldsau). Bei den Religionslehrpersonen herrscht Mangel, weil der Unterricht oft zu den gleichen Randstunden stattfindet und darum die möglichen Pensen meist klein bleiben. Das führt zu unattraktiven Anstellungsbedingungen. Für Kirchengemeinden werde es immer schwieriger, sämtliche Lektionen zu besetzen, sagte Katja Roelli. Darum wollte sie den Kirchenrat beauftragen, den Bedarf an zusätzlichen Religionslehrkräften für die kommenden Schuljahre zu erheben und Sofortmassnahmen vorzuschlagen, etwa, dass Jugendarbeiterinnen oder Sozialdiakone mit erleichterter Zulassung Unterricht erteilen dürfen.
Motionen in Postulate umgewandelt
In der Eintretensdebatte stand zunächst die Frage im Raum, ob für die Anliegen von Roelli und Wildi eine Motion das passende Instrument sei. «Ist es momentan sinnvoll, so wie es Motionen verlangten, einen Gesetzesprozess dazu anzustossen?» fragte Kirchenratspräsident Martin Schmidt. Beide Motionäre sagten nein und wandelten ihre Motionen in Postulate um.
Religionslehrpersonen: Die Zeit drängt
In der Detailberatung zum Postulat von Roelli sprachen sich Synodale dafür aus, die Ausbildung zur Religionslehrperson dank zusätzlicher finanzieller Unterstützung der Auszubildenden attraktiver zu machen. Zudem sei zu prüfen, ob die Ausbildung stärker in die Lehrerinnen- und Lehrerbildung zu integrieren sei, mit dem Ziel, dass zukünftige Lehrpersonen neben Religion noch weitere Fächer unterrichten könnten. Roelli erinnerte die Synodalen schliesslich daran, dass es zwar wichtig sei, das Problem in einem grösserem Zusammenhang zu sehen. Doch dränge die Zeit zu sehr. Darum solle der Kirchenrat bereits bis in einem halben Jahr erste Massnahmen vorschlagen. Die Synode folgte Roelli und überwies das Postulat.
Wieviel Ausbildung braucht's?
Auch das Anliegen von Marcel Wildi, den Mangel an Pfarrpersonen und weiteren kirchlichen Mitarbeitenden anzugehen, stiess auf offene Ohren. Allerdings gab es auch Kritik zum Ansinnen, die Anforderungen an die Ausbildung zukünftiger Pfarrpersonen herunterzuschrauben. So betonte Fabian Kuhn, Pfarrer und Synodaler aus dem Toggenburg, dürfe unter dem Mangel die Qualität der Ausbildung nicht leiden: «Wollen wir wirklich Menschen zum Pfarramt zulassen, die in der Ausbildung abgewiesen wurden?», fragte er in die Runde. Kirchenratspräsident Martin Schmidt warnte davor, den Wert akademischer Theologie herunterzuspielen. In Holland und England, die eine Form pastoraler Mitarbeit eingeführt hätten, sei letztlich die akademische gestärkt worden: «Die haben gemerkt: Nur geistbegabte Wusler reichen einfach nicht.» Doch da das Grundproblem, der Mangel an Fachkräften, an sich unbestritten war, überwies die Synode auch das Postulat von Marcel Wildi mit grossem Mehr.
Rechnung mit roter Null
Die übrigen Traktanden der Sommersession gingen ohne grössere Diskussionen über die Bühne. Die Synode nahm einen Bericht des Kirchenrates zur Heimseelsorge zur Kenntnis. In diesem zeigte der Kirchenrat Möglichkeiten auf, die Seelsorge an regionalen Alters- und Pflegeheimen analog zur Spitalseelsorge kantonal einheitlich zu regeln. Weiter genehmigte das Kirchenparlament das Redaktionsstatut des «Kirchenboten» und stimmte der Fusion der Kirchgemeinden Rheineck und St. Margrethen zu.
Kaum zu reden gab auch die Rechnung der Kantonalkirche. Im Jahr 2022 wies sie eine rote Null aus, einen Rückschlag von knapp 50'000 Franken bei einem Gesamtaufwand von rund 20 Millionen. Der Zentralsteuersatz bleibt bei 3,1 Prozent.
Synode will Fachkräftemangel bekämpfen