Singen mit ganzer Seele
Mehr als hundert Chöre singen derzeit im Kanton St. Gallen, rund ein Viertel davon sind Kirchenchöre. Sie treffen sich Woche für Woche in Mehrzweckhallen, Aulen und Kirchgemeindehäusern. Gospel im Centrum ist einer von ihnen. Noch rascheln die Sängerinnen und Sänger mit den Noten, lachen und plaudern. Da tritt der Dirigent ans Pult, die letzten Gespräche verstummen, ein «Schscht» geht durch die Reihen und die Probe beginnt.
Lohnende Verpflichtung
Um halb acht Uhr abends hat ein durchschnittliches Chormitglied bereits einen mehr oder weniger anstrengenden Tag hinter sich, aber es scheint, als legten die Einzelnen ihre Tagesmüdigkeit gleich mit den ersten gemeinsamen Takten ab. Manchmal müsse sie sich vorher «ins Füdli chlübe», bestätigt Anja, die seit über einem Jahr bei Gospel im Centrum mitsingt. Aber dann lohne es sich doch jedes Mal: «Man geht anders nach Hause, als man gekommen ist. Gemeinsam singen ist etwas für die Seele.»
Singtrauma überwinden
Die Stimmung ist fröhlich-konzentriert, immer wieder bricht der Dirigent irgendwo ab, lässt den Sopran eine Stelle wiederholen, Mary did you know, holt die weiteren Stimmen dazu, that your baby boy, und lobt, was besonders schön klappt. Eigentlich habe sie ein Singtrauma, erzählt Anja, darum habe sie sich einen grossen Chor gesucht. Einen, bei dem die Einzelstimme ein bisschen verschwindet, das Engagement aber dennoch gross ist – und der Klang beeindruckt. Jörg ergänzt: «Ich bin ja schon etwas älter; mir tut es gut, meine Stimme zu brauchen. Auch die englischen Texte lernen zu müssen hält mich in Schwung.»
Das Schöne sei, tönt es von ganz vielen, zusammen an einem Projekt zu arbeiten, ein Ziel zu haben und dann anderen Leuten eine Freude zu machen. Das Publikum an dieser besonderen Energie teilhaben zu lassen, die sich schon an einer gewöhnlichen Montagsprobe auf die Zuhörenden überträgt. Zwei Stunden lang zwischen Gospelzeilen, das macht etwas mit einem, Mary, did you know? Ob Gospelsingen viel mit ihrem Glauben zu tun habe? Klar, sagt Elisabeth. «Für mich ist die Chorprobe eine Zeit des Lobes. Singen ist Gebet.»
Kirche tut gut
Von seelsorgerischer Begleitung über Angebote für Jugendliche bis zum gewöhnlichen Sonntagsgottesdienst: Kirche tut gut. Auch denjenigen, die mit Kirche vordergründig nur wenige oder keine Berührungspunkte haben. Mehr dazu hier:
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