News aus dem Kanton St. Gallen

Selbstverständlich gelebte Ökumene

min
01.01.2010
Erika Meyer aus Wattwil hat ein sehr offenes undweites Verständnis von Ökumene, das sie auch lebt.

Wie hat alles begonnen? Wo können erste «ökumenische Ereignisse» im Leben von Erika Meyer festgemacht werden? Auf diese Fragen gibt es keine eindeutigen Antworten,denn der Ereignisse sind viele im Leben der Lehrerin aus Wattwil. Kürzlich hat in Wattwil eine Nacht der Lichter stattgefunden. Erika Meyer war in der Organisation dabei.Und dann sind da all die Frauengottesdienste,welche sie im ökumenischen Vorbereitungsteam mit vorbereitet; weiter die Kreistanzanlässe, die sie leitet, und die ökumenische Bibellesegruppe, an der sie teilnimmt.

Erika Meyer ist 1950 in einem katholischen Elternhaus in einem kleinenkatholischen Dorf aufgewachsen. «In unserer Familie hat aber nie eine Ausschlusskultur geherrscht», erinnert sie sich, und dass die paarreformierten Schulkinder halt in die andere Kirche gingen, war für sieals Kind keinen Gedanken wert. Das kirchliche Leben hingegen habe sieschon als Kind interessiert. Vom Elternhaus aus bestand kein Druck,aktiv mitzumachen. In den Jahren nach dem zweiten Vatikanischen Konzilspürte auch Erika Meyer   damals eine Mittelschülerin die Aufbruchstimmung in der Kirche. Im Religionsunterricht wurde statt über Dogmen über soziale Verantwortung nachgedacht, über Weite und Offenheit im konfessi­onellen Denken. In der Eucharistie wurde der Friedensgruss eingeführt und die Messe in der deutschen Sprache gefeiert.

Ökumenischer Alltag

Ökumenischen Alltag, katholisch und reformiert unter einem Dach, lebt Erika Meyer vor allem seit der Heirat mit ihrem reformierten Partner. Mit dem Umzug in die Gemeinde Wattwil besuchte sie oft die ortsansässige katholische Kirche. «Vor allem wohl darum, weil ich die Interessiertere von uns beiden bin, was das kirchliche Leben betrifft»,sagt sie und meint damit «das gemeinsame Feiern der Kommunion, das soziale Gefüge einer Pfarrei, die Gemeinschaft untereinander». Viel bedeuteten ihr die gemeinsamen Mahle der Danksagung, die ab 1983 fast 20 Jahre lang in Wattwil, Lichtensteig und Krinau von konfessionell gemischten Ehepaaren gefeiert wurden. Erika Meyer und ihr Mann Andreas waren von Anbeginn an ein Teil der Gruppe, und sie legten in diesen Feiern wertvolle Wegstrecken des gemeinsamen Glaubens, Feierns, Betens und Suchens zurück.

Heute steht Erika Meyer an einem anderen Ort auf ihrer religiösen Lebensreise. «Ökumene geht für mich weit über die christlichen Konfessionen hinaus, viel weiter als bis zu dem Punkt, wo diskutiert wird, wie die beiden Konfessionen miteinander Kommunion feiern können. Dies ist für mich schon längst kein brennendes Thema mehr», sagt sie und lächelt besonnen. «Den Begriff Ökumene übersetze ich im Sinne von bewohntem Erdkreis», sagt sie. Und ihre Augen leuchten, wenn sie von den Erfahrungen mit ihren Schulklassen erzählt. Ganz besonders einsichtig wurde diese weite Definition für die Lehrerin, als sie in ihrer Schulklasse in Wattwil 1990 mehr andersgläubige Kinder hatte als christliche. Es seien sehr berührende Momente gewesen, als sie die Kinder aufforderte, einander zu zeigen, wie sie beten, und sie ihre heiligen Bücher und Figuren von zu Hause mitbrachten. Heute glaubt Erika Meyer, dass Christen wie Muslime, Buddhisten und Hindus, um nur einige der Religionsgemeinschaften zu nennen, gemeinsam ins Himmelreich kommen. 

 

Text und Foto: Kathrin Burri, Krinau – Kirchenbote SG, Januar 2010

Unsere Empfehlungen

«Steh auf, wenn du am Boden bist»

«Steh auf, wenn du am Boden bist»

Sigmar Willi war schon mehrmals am Boden. Als seine Frau früh starb, zog er die vier Kinder alleine gross. Jahre später geriet er in eine Erschöpfungsdepression – die schlimmste Zeit seines Lebens. Im Rückblick analysiert er, was er brauchte, um vom Boden wieder aufstehen zu können.

«Steh auf, wenn du am Boden bist» (1)

Sigmar Willi war schon mehrmals am Boden. Als seine Frau früh starb, zog er die vier Kinder alleine gross. Jahre später geriet er in eine Erschöpfungsdepression – die schlimmste Zeit seines Lebens. Im Rückblick analysiert er, was er brauchte, um vom Boden wieder aufstehen zu können.

«Mir reicht’s, ich gehe beten»

Beten, bei Gott zur Ruhe kommen: Dies eröffnet nicht nur neue Sichtweisen, sondern gibt Hoffnung. Auch Jesus zog sich jeweils zurück, um Kraft zu tanken. Unsere Autorin schöpft sie aus dem Gebet.

Glauben praktisch gelebt

Mit dem Grabser Mesmer Remo Hagger hatte Kirchenbote-Autor Rolf Kühni schon mehrere erfreuliche Begegnungen. Grund genug, ihm auf den Zahn zu fühlen und zu erfahren, was ihn in seiner Arbeit so fröhlich macht.