Pfyn und die Reformation
Das Transitorische Museum in Pfyn ist ein anerkanntes Museum. Es ist aber auch ein Kunstprojekt der beiden Künstler Reto Müller und Alex Meszmer, die sich seit 2006 mit der Geschichte und den Geschichten von Pfyn auseinandersetzen und diese sammeln. Am Anfang stand die Kommunikations- und Sammelstelle für Geschichte und Geschichten von Pfyn, der Zeitgarten: immer freitags konnten Fotos und Geschichten bei Kaffee und Kuchen vorbeigebracht, angeschaut und geteilt werden. Das Material wurde digitalisiert und fand Eingang in ein wachsendes Archiv über Pfyn. Daraus wurde 2007 das Transitorische Museum – transitorisch heisst kurz andauernd, vorübergehend – ein sich immer veränderndes Museum. Neben der ständigen Sammlung in der Trotte Pfyn zeigt sich das Museum immer wieder an anderen Orten: in Kreuzlingen, in Kassel, in Kairo/ Asyut oder in New York.
Verschiedenste Perspektiven
Für das Forschungsprojekt zu Pfyn und der Reformation recherchierten Reto Müller und Alex Meszmer und interviewten Historiker und Theologen. Der Althistoriker Dr. Beat Näf berichtete über die Christianisierung der Schweiz in Zusammenhang mit Mauritius und der Thebäischen Legion anhand der Freskenkapelle in Birmenstorf (Aargau) und zieht Parallelen zwischen den beiden Orten. Der Kantonsarchäologe des Kantons Thurgau, Dr. Hansjörg Brem, verweist hingegen auf die Besonderheiten der Pfyner Kirche und des Kastells Ad Fines und bespricht die archäologische Entwicklung. Der Direktor des Napoleonmuseums auf dem Arenenberg, Dominik Gügel, schildert den Blick von Konstanz aus und das Leben des Konstanzer Reformators Ambrosius Blarer, während der Grossmünster-Pfarrer Dr. Christoph Sigrist die Zürcher Perspektive und Zwinglis reformatorische Tätigkeiten bespricht: Zwingli habe sozusagen die Festplatte gelöscht und neu begonnen. Dr. Christian Herrmann, Pfarrer in Gachnang, schildert beispielhaft die Gachnanger Entwicklung. Die Kunsthistorikerin und Herausgeberin der Konzilsbuchreihe «Der Thurgau im späten Mittelalter», Silvia Volkart, berichtet über den Ittinger Sturm und die Besonderheiten des Thurgau in der Folge der Reformation. Die Gegenwart und die alltäglichen Momente der paritätischen Zusammenarbeit schildert der Präsident der Evangelischen Kirchgemeinde Pfyn.
Künstler aus Ägypten
Für das Projekt hat das Transitorische Museum den ägyptischen Künstler Mina Nasr aus Kairo eingeladen, eine künstlerische Arbeit zu entwickeln. Während seines einmonatigen Aufenthalts in Pfyn arbeitete Mina Nasr, selbst koptischer Christ, an einer Installation. Der Ausgangspunkt war für ihn, dass 1517 Ägypten vom Osmanischen Reich besetzt wurde. Mit Zeichnungen von Landkarten geht er dem Einflussbereich der Religionen nach und inszeniert die Auseinandersetzungen zwischen den Religionen mit den Symbolen Turm, Bischofsmütze und Hammer.
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