News aus dem Kanton St. Gallen

Offen für neue, weite Welten

min
25.11.2019
Ein Hackbrett, nicht die Urkunde, erinnert die Roggwilerin Eliane Burgherr an ihre Konfirmation.

Sie hat vor Kurzem von Bischofszell nach Roggwil gezügelt und die Konfirmationsurkunde nicht auf Anhieb, sondern erst später in einer Kiste gefunden. Eliane Burgherrs Herz scheint nicht an diesem Schriftstück zu hängen.

Dies erstaunt nicht. Das Papier kommt eher daher wie ein Zertifikat für einen bestandenen Schreibmaschinenkurs. Die Urkunde setzt die Konfirmation einer Kreditkarte gleich, die darauf hinweist, dass bei Gott immer ein offenes Konto da ist, wo Power und Hilfe bezogen werden kann. Die Idee ist gut gemeint. 

Wärme, Licht, Geborgenheit
«Auf mich wirkt die Urkunde aber etwas unpersönlich», sagt Eliane Burgherr und präsentiert im Gegenzug das von ihr ausgewählte Konfirmationsbild. Die Fotografie zeigt ein Glas mit brennender Kerze, umfasst von zwei Händen. «Dies ist für mich Sinnbild von Geborgenheit, Licht und Wärme.»

Weiter als die Nasenspitze
Das Erinnerungsstück vermittelt auch etwas Zeitloses. Da wählte ein junger Mensch nicht einfach aus einer Laune heraus oder einem Trend entsprechend, da wurde und wird weiter gesehen als nur bis zur eigenen Nasenspitze. In die Weite blickend und denkend, so wie dies der Konfirmationsspruch suggeriert? Gut möglich. Für die 19-Jährige passt der Spruch. Sie sieht in ihm denn auch eine Aufmunterung, die Welt in ihrer Mannigfaltigkeit zu entdecken. Darin eingeschlossen ist für Eliane Burgherr vor 

«Die Schalllöcher habe ich selber entworfen.»

allem die Natur, mit der sie sehr verbunden ist. Aufgewachsen auf dem Lande, in einer Familie, die sich fast selber versorgen konnte, half sie schon früh, dem benachbarten Bauer beim Heuen und zu Hause die Kleintiere versorgen. Dieses Verantwortungsbewusstsein setzte sie dann später auch als Aupair für die Kinder der Gastfamilie ein sowie als Konfleiterin und Begleiterin des Jugendlagers.

Musisch, kreativ
Das Miteinander schätzt die «Stiftin» nun auch in ihrem Lehrbetrieb, der Evang.-ref. Kirche in St. Gallen, dem Ort, wo sie ab dem Kindergarten begonnen hat, Hackbrett zu spielen. Denn nachdem sie an einer «Stobete» eine «Määdlemusig» gesehen hatte, hämmerte sie zu Hause permanent mit den Filzstiften auf den alten Klavierstuhl ein. Der St. Galler Musiker Ruedi Bischoff förderte das Talent und seit Kurzem besitzt Eliane Burgherr nun ein eigenes Hackbrett. Es war ihr Wunschgeschenk zur Konfirmation. «Die Schalllöcher dazu habe ich selber entworfen.» Das Instrument erinnert sie fortan an den Zustupf von Gotte, Götti und Eltern sowie an das Fest.

 

Text | Foto: Katharina Meier  – Kirchenbote SG, Dezember 2019

 

Unsere Empfehlungen

«Steh auf, wenn du am Boden bist»

«Steh auf, wenn du am Boden bist»

Sigmar Willi war schon mehrmals am Boden. Als seine Frau früh starb, zog er die vier Kinder alleine gross. Jahre später geriet er in eine Erschöpfungsdepression – die schlimmste Zeit seines Lebens. Im Rückblick analysiert er, was er brauchte, um vom Boden wieder aufstehen zu können.

«Steh auf, wenn du am Boden bist» (1)

Sigmar Willi war schon mehrmals am Boden. Als seine Frau früh starb, zog er die vier Kinder alleine gross. Jahre später geriet er in eine Erschöpfungsdepression – die schlimmste Zeit seines Lebens. Im Rückblick analysiert er, was er brauchte, um vom Boden wieder aufstehen zu können.

«Mir reicht’s, ich gehe beten»

Beten, bei Gott zur Ruhe kommen: Dies eröffnet nicht nur neue Sichtweisen, sondern gibt Hoffnung. Auch Jesus zog sich jeweils zurück, um Kraft zu tanken. Unsere Autorin schöpft sie aus dem Gebet.

Glauben praktisch gelebt

Mit dem Grabser Mesmer Remo Hagger hatte Kirchenbote-Autor Rolf Kühni schon mehrere erfreuliche Begegnungen. Grund genug, ihm auf den Zahn zu fühlen und zu erfahren, was ihn in seiner Arbeit so fröhlich macht.