Nur Gras und Heu für die Rinder
Was allgemein bekannt ist, aber nur von Einzelnen in die Praxis umgesetzt wird, gehört für Xaver Ammann zum täglichen Leben. «Getreide und Hülsenfrüchte sind für die menschliche Ernährung gedacht, die Kühe und Rinder erhalten Gras und Heu. Auf Kraftfutter wird verzichtet, ausgenommen die anfallenden Nebenprodukte», so seine Devise. Und so wachsen auf der vier Hektaren grossen Ackerfläche am Dorfrand von Ganterschwil Weizen, Emmer, Amarant (bekannt als Inkagetreide), Soja und Linsen in Mischkultur mit Leindotter. Auf einer Fläche von fünf Aren werden Kartoffeln für den Eigenbedarf und den Verkauf ab Feld angebaut. Die restlichen 17 Hektaren der landwirtschaftlichen Nutzfläche nutzt Ammann für den Weidebetrieb und die Gewinnung von Dürrfutter für den Winter. «So haben die sechzehn Milchkühe und ihr Nachwuchs das Futter, welches für Tiere der Gattung Rinder vorgesehen ist», betont Xaver Ammann. Allerdings ist die Milchleistung der Kühe wegen des Verzichts auf Kraftfutter mit durchschnittlich 5500 Kilo pro Laktation wesentlich tiefer als bei Hochleistungskühen, die über 10 000 Kilo Milch geben.
Vom Elektrotechniker zum Bauern
Zusammen mit zwei Schwestern und einem Bruder ist Xaver Ammann auf dem elterlichen Betrieb aufgewachsen, hat sich für eine Lehre als Fernseh- und Radioelektriker entschieden und anschliessend Elektrotechnik studiert. «Vor rund zehn Jahren war dann die Hofübergabe ein Thema in der Familie. Ich habe mich auch während meiner Berufs- und Studentenzeit immer für die Arbeiten auf dem Hof interessiert und entschloss mich, als Zweitausbildung Landwirt zu lernen.» Mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis und der anschliessenden Weiterbildung zum Betriebsleiter fühlte sich Xaver Ammann im Jahr 2016 bereit, den Hof zu übernehmen.
Am Dorfrand wachsen Weizen, Emmer, Amarant, Soja, Linsen und Leindotter.
Der sorgsame Umgang mit den vorhandenen Ressourcen ist dem 38-jährigen Biobauern wichtig, sei es bei der menschlichen Ernährung, dem natürlichen Kreislauf oder dem sparsamen Umgang mit Energie. «Wir haben das Haus renoviert, energetisch saniert, produzieren auf dem Haus Strom.» Dank seiner Affinität zur Technik kann Xaver Ammann mit wenig zeitlichem Aufwand seine ganzen Arbeitsabläufe, den Einsatz der übrigen Familienmitglieder und Helferinnen auf dem Hof tabellarisch festhalten. «Ich schreibe meine Programme selber, und für die Zukunft ist gedacht, dass ich diese auch anderen Landwirten mit kleineren und mittleren Betrieben zu Verfügung stellen kann.»
Wohngemeinschaft und Pläne
Im grossen Bauernhaus leben die Eltern Ammann – Vater Werner ist weit über das Toggenburg hinaus als Kenner der Homöopathie für Tiere und Mitbegründer des Vereins Kometian bekannt –, Xaver Ammann mit seiner Lebenspartnerin und drei bis vier Mitglieder der Bauernhof-Wohngemeinschaft. «Ich habe schon als Student gerne in Wohngemeinschaften gelebt und fände es schade, wenn Teile unseres Hauses nicht genutzt würden.» Für die Zukunft will sich der innovative Biobauer noch verstärkt mit der Produktion menschlicher Grundnahrungsmittel befassen. «Mir schwebt der Anbau von Getreide vor, dessen Mehl dann in unseren regionalen Bäckereien zu Brot gebacken wird.» Auch eine Betreuung für Menschen, die eine klare Tagesstruktur benötigen, wäre eine Option. Dies vor allem, weil die Lebenspartnerin im sozialen Bereich tätig ist.
Text | Foto: Adi Lippuner, Journalistin, Wildhaus
Nur Gras und Heu für die Rinder