News aus dem Kanton St. Gallen

Motivieren statt moralisieren

min
17.12.2018
Er schwingt nicht die Moralkeule, wenn es darum geht, die Bevölkerung von der Güte erneuerbarer Energie zu überzeugen. Vielmehr berät, unterstützt und koordiniert der «Förderverein energietal toggenburg», um an sein Ziel zu kommen: ein energieautarkes Tal und die 2000-Watt-Gesellschaft.

«Will jemand Sonnenkollektoren oder eine Photovoltaikanlage installieren, ein neues Heizsystem einbauen oder das Haus energetisch sanieren, sind wir Anlaufstelle, legen die Vor- und Nachteile dar, argumentieren und unterstützen Ratsuchende», sagt Geschäftsstellenleiterin Patrizia Egloff. 

Das Energietal als «Think tank»
Gleichzeitig sei «energietal toggenburg» in der Lage, Projekte zu koordinieren, Kontakte zu vermitteln und die richtigen Leute an einen Tisch zu bringen. Neben der Beratung setzt «energietal toggenburg» auf Bildungsprojekte. Derzeit läuft – in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB) – die Realisierung der Abfallwerkstatt und eines Energielabors in den Schulen an. «Mit diesen Unterrichtsmodulen wollen wir Kinder sensibilisieren: Was gehört in den Abfall? Braucht es so schicke Verpackungen bei Konsumgütern? Zudem wird gezeigt, wie Abfall in Energie umgewandelt werden kann», erklärt die 29-Jährige. «energietal toggenburg» ist aber auch «think tank», damit der CO2-Ausstoss weiter gesenkt werden kann und dabei die Wertschöpfung im Tal bleibt. «Wir stossen Projekte an und suchen dann Partner oder Private, die das Vorhaben umsetzen.»

«Erneuerbare Energien sind heute Mainstream. Es gehört dazu, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt.»

«Wir verkaufen nichts»
«Wir wollen so Interessierte ermutigen und motivieren. Und weil wir nicht gewinnorientiert arbeiten, keine Produkte verkaufen, können wir neutral Auskunft geben», so Egloff, die einen Master of Science in nachhaltiger Entwicklung abgeschlossen hat. «Früher stand bei vielen der Umweltgedanke im Vordergrund», sagt die Geschäftsstellenleiterin. Geld spielte bei den Pionieren oft keine Rolle. Dies habe sich geändert, es werde abgewogen, gerechnet, zumal die Technologien günstiger geworden seien und auch Fördergelder zur Verfügung stünden. Ob auch religiöse oder ethische Gründe mit im Spiel sind, die zu einem umweltschonenderen Entscheid führten, kann Egloff nicht beantworten. Sie stellt aber ein Umdenken fest. «Erneuerbare Energien sind heute Mainstream. Es gehört dazu, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt.» 

 Und wo bleibt das Sparen?
Das Sparen oder der Nichtgebrauch, das wohl effizienteste Mittel, die Umwelt unversehrt zu lassen, scheint aber ein bisschen in den Hintergrund gerückt zu sein. «Hier stellen wir zum Beispiel beim Licht eine Verunsicherung fest. Technologien wie LED und Bewegungsmelder lassen diese Energiesparvariante etwas vergessen.» «energietal toggenburg» schalte aber viermal jährlich in der Zeitung Tipps auf, um die Ressourcen zu schonen, propagiere, saisonal und regional einzukaufen und weise auf das Verschwenden von Lebensmitteln hin. Dieses Jahr – aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Fördervereins – wird ein kleines Eventhaus in den Gemeinden aufgestellt und jeweils wieder gezügelt. Grösstenteils ist es aus wiederverwendetem Material hergestellt. Es zeigt, dass es sich auch bei kleinerem Platzbedarf und geringerem Konsum gut leben lässt und soll Denkanstoss sein für die 2000-Watt-Gesellschaft.

 

Text: | Foto: Katharina Meier   – Kirchenbote SG, Januar 2019

 

Unsere Empfehlungen