News aus dem Kanton St. Gallen

Mit 50 Rappen pro Brot werden mehr Menschen satt

von Andrea Kobler
4 min
21.02.2025
Reini Kobler vom Rhybeck in Kriessern ist einer von rund 200 Bäckerinnen und Bäckern, die während der Fastenzeit schweizweit für die ökumenische Kampagne «Brot zum Teilen» backen. «Damit kommt ein bescheidener Beitrag zusammen, mit dem wir hoffentlich etwas Gutes tun», so der engagierte Berufsmann.

Wer während der Fastenzeit bei der Solidaritätsaktion von Bäckereien ein «Brot zum Teilen» kauft, spendet damit automatisch 50 Rappen an Menschen im Globalen Süden, die kein tägliches Brot haben. Schweizweit wurden im letzten Jahr gesamthaft über 40 000 Franken gesammelt. Die ökumenische Kampagne in Zusammenarbeit mit «Partner sein», der Fastenaktion und HEKS eröffnet in diesem Jahr unter dem Motto «Hunger frisst Zukunft» einen neuen Dreijahreszyklus, der auf die Nord-Süd-Ungerechtigkeiten aufmerksam macht, die Ursachen des Hungers thematisiert und nachhaltige Lösungsansätze präsentiert. Ihre Vision ist eine Welt ohne Hunger, in der das Recht auf eine gesunde Ernährung gesichert ist.

Das Brot soll brechbar sein

«In der Fastenzeit bewusst auf etwas verzichten und dann einen Rappen ins Fastensäckli stecken, damit sind wir aufgewachsen», erzählt Reini Kobler vom Kriessner Rhybeck. Deshalb war für den Bäcker klar, dass er sich an der Solidaritätsaktion «Brot zum Teilen» beteiligt. Die Brotsorte, mit dem die Bäcker an der Aktion teilnehmen, steht ihnen frei. «Die Symbolik vom Brotbrechen ist mir bei der Wahl wichtig», so Kobler. Dieses Jahr hat er sich entschieden, mit einem Laugentessiner an der Aktion teilzunehmen, da dieses Brot bei seiner Kundschaft besonders gut ankommt. «Es kann aber auch gut sein, dass ich in der Mitte der Fastenzeit das Brot wechsle und damit versuche, der Aktion einen zweiten Schub zu geben», so der Bäcker.

Pfarreibeauftragte segnet Brot 

Abwechslung und Kreativität machen für Reini Kobler, der schon immer Bäcker sein wollte, den Beruf aus. Er erzählt vom Dreikönigstag, an dem sein Team bereits morgens um 6 Uhr überrannt wurde oder vom 1.-August-Weggen, der bei der Kundschaft immer sehr beliebt ist. Auch der Tag, an dem er dem «Kirchenboten» über das «Brot zum Teilen» erzählte, war ein ganz besonderer. Denn am frühen Morgen bekam er in der Backstube Besuch von der Pfarreibeauftragten Denise Canal, die das Agathabrot segnete. Ein weiteres persönliches Highlight sei für ihn jedes Jahr in der Adventszeit, wenn er das erste Blech mit «Chräbeli» aus dem Ofen ziehe: «Den unverwechselbaren Duft des Anisgebäcks mit dem Wissen der herannahenden Weihnachtstage finde ich auch nach Jahrzehnten unvergleichlich.»

Engagement in der Berufsbildung

Der Rhybeck ist elf Stunden am Tag und sechs Tage die Woche während des gesamten Jahres geöffnet. Dazu gehört auch die Nachtarbeit. «Natürlich muss ich darauf achten, dass ich zu Schlaf komme. Doch die Arbeit in der Ruhe der Nacht hat etwas Meditatives, das ich sehr schätze», erzählt Reini Kobler. Im Betrieb wird er von einem Team von 16 Mitarbeitenden unterstützt. Am Herzen liegt ihm die Ausbildung von Fachkräften. So bildeten er und seine Frau Pia über 30 Bäcker-Konditorinnen und zehn Detailhandelsfachfrauen aus. Für dieses grosse Engagement in der dualen Berufsbildung erhielten sie im Jahr 2023 den Anerkennungspreis der Hans-Huber-Stiftung.

Kundschaft braucht Erklärung

Das «Brot zum Teilen» ist im Verkaufsladen mit einem Fähnchen gekennzeichnet. Die Detailhandelsangestellten versuchen ausserdem, zusätzlich auf die Aktion aufmerksam zu machen. «Vor 20 Jahren wusste der Grossteil der Bevölkerung, was ‹Brot zum Teilen› ist. Heute ist der Aufwand grösser, der Kundschaft die Aktion näherzubringen», erzählt Reini Kobler. Es komme aber auch vor, dass gespendet wird, wenn ein anderes Spezialbrot gekauft wird. Meist kommen so während der Fastenzeit gut 300 Franken zusammen, die dann von Pia und Reini Kobler verdoppelt werden. «Ein bescheidener Beitrag, mit dem wir hoffentlich etwas Gutes tun.»

 

Suppe essen, Rosen kaufen, Freude schenken

Mit der ökumenischen Kampagne von Fastenopfer und dem Hilfswerk der Evangelischen Kirche Schweiz (HEKS) taucht oft die Frage auf: «Welchen Beitrag können wir in der Schweiz zum Recht auf Nahrung für Menschen im Globalen Süden leisten?» Die Kirchgemeinden geben Antwort, indem sie Suppentage organisieren, Rosen oder Bienenweidensamen sowie Handgefertigtes anbieten. Wer also isst und kauft, leistet einen Beitrag.  Gewisse Bäckereien bieten zudem ein Brot an, dessen Teilerlös in die Kampagne fliesst (siehe Seite 8).

Wichtige Suppentage

Nicht nur für den Globalen Süden wichtig, sondern auch für unsere Gesellschaft wertvoll sind Suppentage. Sie vereinen. Das ganze Dorf ist im übertragenen Sinne auf den Beinen und trifft sich zum Essen, das Frauenvereine, Vorsteherschaften und unzählige weitere Freiwillige vorbereiten. Manchmal ist das Suppenessen gepaart mit einem Basar, wo Kuchen, Gestricktes und weiteres Selbstgemachtes angeboten werden. Erkundigen auch Sie sich, wann der Suppentag in Ihrer Kirchgemeinde stattfindet. 

Rosen und Bienenweidensamen

Am 29. März ist der offizielle Aktionstag der ökumenischen Kampagne. Dann verkaufen «Könfler», junge Erwachsene, Schulklassen oder Vorsteherschaftsmitglieder Fairtrade-Rosen. Neu werden auch Bienenweidensamen angeboten. Sie zu kaufen, ist ebenfalls ein Bekenntnis zu Solidarität. Und wer eine Rose weiterverschenkt oder die Blütenpflanzenmischung erblühen lässt, erfreut Menschen wie Insekten und sichert auch Nahrung.

Fasten, kalender und Brotkauf

Für geistige Nahrung sorgt der Fastenkalender. Er gibt täglich Impulse für die Zeit vom 5. März bis Ostern. Den Kalender gibt es auch online (sehen-und-handeln.ch/fastenkalender/). Wer fasten will: Während der Fastenzeit und mit der damit verbundenen Kampagne begleiten Fastenleiterinnen und -leiter in der Schweiz Gruppen. So auch in St. Gallen oder Uzwil. Schliesslich bieten Bäckereien ein Solidaritätsbrot zum Aufpreis von 50 Rappen an, damit auch andere genug «Brot» haben. (meka)

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