Mehr Kontroverse und Gesang
«Machen Sie es mir nicht zu einfach», wünscht sich Philipp Kamm für seine Präsidialzeit. Denn er wolle, dass jener Grundsatz im Parlament deutlich hörbar werde, der auch die reformierte Kirche auszeichne: die Vielfalt. «Bringen Sie sich kraftvoll ein», rief er die Synodalen auf. Denn wer lebhaft diskutiere, werde auch wahrgenommen.
Während der nächsten zwei Jahre steht Kamm der Synode, dem Parlament der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen, vor. Er tritt die Nachfolge von Urs Meier, Degersheim, an. Auf den Stuhl des Vizepräsidenten wählte die Synode Pfarrer Marcel Wildi aus Buchs.
Umstrittene Einlage
Bei der ersten von Kamm geleiteten Synode blieb sein Wunsch allerdings noch weitgehend unerfüllt. Die Gesamterneuerungswahlen zur neuen Amtszeit von Kirchenrat, dem Büro der Synode (Parlamentsleitung) oder der Geschäftsprüfungskommission verliefen reibungslos. Der Amtsbericht 2017 wurde ohne Diskussion genehmigt. Umstritten bei der Jahresrechnung 2017 war dann ein Punkt: Eine Einlage in die Pensionskasse. Die Rechnung schliesst bei einem Aufwand von 23,36 Millionen Franken und einem Ertrag von knapp 23,49 Millionen Franken ganz leicht besser als budgetiert. Grund dafür sind höhere Steuereinnahmen als erwartet. Dass der Gewinn nicht noch höher ausfiel, ist auf die nicht budgetierte Einlage von 685 000 Franken in die Pensionskasse der kirchlichen Angestellten zurückzuführen. Dieser Beitrag diene dazu, die nötig gewordene Reduktion des Umwandlungssatzes für die Versicherten abzufedern, erklärte Heiner Graf, für die Finanzen zuständiger Kirchenrat. Die Einlage an und für sich bestreite er zwar nicht, entgegnete Roman Rutz, Synodaler aus Wil, jedoch das Vorgehen des Kirchenrates. Der Kirchenrat hat den Betrag weitgehend über zwei Fonds gesprochen. Das entspreche höchstens dann dem Reglement des einen Fonds, wenn man deren Inhalt sehr grosszügig auslege, kritisierte er. Darum rufe er den Kirchenrat auf, zukünftig in solchen Fällen einen Nachtragskredit an die Synode zu stellen.
Nicht nachgeben
Dann war schon fast fertig mit Auseinandersetzung. Schliesslich löste die Sorge einer Synodalen aus dem Rheintal eine längere Erklärung von Barbara Damaschke Bösch, für den Unterricht zuständige Kirchenrätin, aus. Einige Schulgemeinden würden nämlich versuchen, Kirchgemeinden dazu zu bringen das Schulfach ERG-Kirchen zugunsten von ERG-Schule aufzugeben. Die Organisation des Unterrichtes würde so um einiges einfacher, laute ihre Begründung. Bösch stärkte den Kirchgemeinden den Rücken. Es gebe keinen Grund den Schulgemeinden entgegen zu kommen, habe man doch abgemacht, erst einmal drei Jahre das neue Fächermodell zu testen. Erst dann könne man über Änderungen diskutieren, so Bösch.
Schliesslich stimmte Kamm, der von Haus aus Musiker ist, zum Schlusskanon an. Damit erfüllte sich wenigstens ein bisschen der zweite Wunsch von Kamm: die Gründung eines Synodechörlis.
Text und Fotos: Kid/Andreas Ackermann – Kirchenbote SG, 29. Juni 2018
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