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«Liebe deine Feinde ist seither eines meiner Lebensmottos»

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01.04.2016
Alexander Klaws lancierte seine Karriere 2003 als Sieger der ersten Staffel von «Deutschland sucht den Superstar». Am Theater Basel spielt der 32-Jährige zurzeit die Hauptrolle im Musical «Jesus Christ Superstar». Er versucht, einen «ganz eigenen Jesus darzustellen, der liebt, leidet, zweifelt und ausrastet».

Wie fühlen Sie sich so als Herr Jesus Christ?
Während der Vorstellungen spürt man schon den völlig berechtigten Erwartungsdruck des Publikums. Ich muss aber gestehen, dass ich es geniesse, in solche Rollen zu schlüpfen. Solche Rollen wie Jesus Christ, die einen fordern und an seine absoluten Grenzen bringen, sind der Grund, weshalb ich diese Seite meines Bühnenlebens so liebe.

Was gefällt Ihnen besonders an dieser Rolle?
Zum einen liebe ich die Musik von «Jesus Christ Superstar». Es ist für Männer einer der schwierigsten Parts überhaupt, aber genau deshalb kommt es umso mehr darauf an, ihm seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Und mir gefällt, dass Jesus als Mensch dargestellt wird, der liebt, leidet, zweifelt, ausrastet. Denn jeder hat irgendwo nur das Bild der «Lichtgestalt» vor Augen, welches die Kirche nach aussen trägt.

Welcher Aspekt von Jesus beeindruckt Sie?
Sein Satz «Liebe deine Feinde» ist seither eines meiner Lebensmottos. Wenn sich jeder diesen Satz zu Herzen nehmen würde, gäbe es weniger Gewalt auf dieser Welt.

Wie kamen Sie zu der Hauptrolle in der Rock-Oper «Jesus Christ»?
Ich habe diese Rolle bereits mit grossem Erfolg in der Dortmunder Inszenierung von «Jesus Christ Superstar» spielen dürfen. Eines Tages hörte ich, dass für die Hauptrolle in der Basler Inszenierung noch der passende «Jesus» gesucht wird. Wie es der Zufall manchmal so will, kam ein, zwei Wochen später der Anruf, ob ich mich nicht einmal in Basel vorstellen und für die Rolle vorsingen möchte. Leider hat mich dann genau an diesem Tag ein Infekt ausser Gefecht gesetzt, sodass der Regisseur Tom Ryser danach mit seinem Team extra nach Dortmund gereist ist, um mich einmal live in der Rolle des Jesus an der Oper in Dortmund zu sehen. Für mich war an diesem Tag also nicht nur Show, sondern auch Audition-Tag. Ein paar Tage später bekam ich dann den Anruf, dass ich die Rolle bekommen habe.

Haben Sie gezögert, diese Rolle zu übernehmen?
Ich habe mich sehr über die Möglichkeit gefreut, an diesem schönen Theater spielen zu können, nicht lange überlegt und zugesagt.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet, sich in die Person eingefühlt?
Wie erwähnt, habe ich diese Rolle schon in Dortmund verkörpert und ich kann mich noch genau an die sehr intensive Vorbereitungszeit erinnern. Ich habe gewisse Szenen in der Bibel nachgeschlagen, bin mit sehr viel Respekt an die Rolle herangetreten, aber auch mit dem Anspruch, optisch, gesanglich und schauspielerisch ein Jesus zu sein, den es so vielleicht noch nie gegeben hat. Ein ganz eigener Jesus halt. Das ist gar nicht so einfach, wenn man schaut, wie oft und vor allem wo in der Welt «Jesus Christ Superstar» schon aufgeführt wurde.

Gibt es etwas, das Ihnen schwerfällt bei der Verkörperung von Jesus?
In der Zeit, in der ich eine Rolle spiele, versuche ich, komplett in sie hineinzuschlüpfen, um sie so nah wie möglich zu verkörpern und an mich heranzulassen. Jesus und auch die Show «Jesus Christ Superstar» ist vor allem mental sehr kräftezehrend. Manchmal brauche ich dann nach der Show schon ein paar Momente nur für mich, um die Rolle wirklich wieder loszuwerden.

Was würden Sie Jesus fragen, wenn er eine Ihrer Vorstellungen besuchen würde?
Ich würde ihn fragen, wie es ihm gefallen hat.

Wie würde wohl die Kritik von Jesus ausfallen?
Kritiken interessieren mich generell weniger, da leider häufig Kritiken nur geschrieben werden, um Aufmerksamkeit zu erhaschen und Zeitungen zu verkaufen. Eine Kritik von Jesus wäre aber dann tatsächlich mal eine, die ich mir zu Herzen nehmen würde.

Ist es einfacher als gläubiger Christ eine solche Rolle zu spielen oder eher als Atheist?
Ich bin kein Atheist und auch nicht sonderlich gläubig. Am Ende des Tages ist nur wichtig, ob meine Vorbereitung als Schauspieler auf diese Rolle gut genug war, sodass man mir «meinen Jesus» abnimmt. Als Schauspieler ist es eine der schönsten Herausforderungen, sich möglichst offen auf seinen zu spielenden Charakter einzulassen. Ich glaube sogar eher, dass man gerade der Rolle Jesus Christ offener gegenübersteht, wenn man nicht zu religiös und somit vielleicht nicht zu voreingenommen ist.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Interview: Franz Osswald / Kirchenbote / 1. April 2016

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