Lara Stoll bei der Frauenhilfe
Präsidentin Marcelle Gmür begrüsste speziell die beiden Kirchenrätinnen Annina Policante und Christine Culic-Sallmann – sind doch die
St.Galler Kirche mit einem jährlichen Beitrag von 80 000 Franken und die Appenzeller Kirche mit 18 000 Franken neben den Kollekten aus den Gemeinden und privaten Spenden die Hauptsponsoren der Frauenhilfe. Vorstandsmitglied Ines Schroeder Helm gab zu bedenken, wie Zeit wunderbar vermehrt werden kann. Ausgehend von der biblischen Erzählung über die wunderbare Brotvermehrung legte sie dar, wie verschenkte und geteilte Hingabe rundum bereichert und nährt. Sich täglich fünf Minuten Zeit zu nehmen, die bewusst mit dem Blick nach oben in Dankbarkeit verbracht werden, könne zu einer wunderbaren Vermehrung der Lebensfreude führen.
«Mehr Lebensfreude»
«Mehr Lebensfreude», das Motto der Frauenhilfe im Jahr 2015, griff auch Stellenleiterin Sonja Hasler auf. Lebensfreude werde gefördert durch kleine Pausen, Spaziergänge, Essen, Hobbys usw., aber auch durch Kulturgüter. Was vielen selbstverständlich erscheint, nämlich Lebensfreude durch den Kauf eines Buches, durch Ferien oder Kurse, könnten sich die bei der Frauenhilfe anklopfenden Hilfesuchenden oft nicht leisten. 88 000 Franken Nothilfe seien im letzten Vereinsjahr ausgerichtet worden, 10 000 Franken mehr als 2014. Bei den 158 im vergangenen Jahr angelegten Klientinnen-Dossiers und den 470 Beratungen mit Frauen aus 31 Nationen war der Stellenleiterin Sonja Hasler das Drei-Beine-Modell hilfreich. Die sich gegenseitig tragenden Bereiche Gesundheit, Arbeit und Beziehung seien bei den Ratsuchenden aus dem Gleichgewicht gefallen. Am Beispiel einer durch Heirat in die Schweiz gekommenen Ausländerin zeigte sie auf, wie durch Scheidung das Beziehungsnetz wegfalle und bald auch die Bereiche Arbeit und Gesundheit davon tangiert würden. Auch wurde an dieser Fallgeschichte ersichtlich, wie in der Praxis verschiedene Institutionen wie das Frauenhaus, Kesb, Stiftungen usw. zusammenarbeiten.
Kritik am Grundeinkommen
Von der Tätigkeit der Evangelischen Frauenhilfe Schweiz EFS berichtete Marianne Jordi aus Appenzell. Die EFS fördere Frauen in Kirche und Politik und nehme Stellung zu aktuellen Fragen. So unterstütze sie die «Konzernverantwortungsinitiative» der Hilfswerke. Zur Abstimmung am 5. Juni über das «Bedingungslose Grundeinkommen» hätte sich eine Arbeitsgruppe Gedanken gemacht. Die «kritischen Bewertungen» können auf der Website der EFS eingesehen werden.
Was ist denn Poetry-Slam?
Nach einem kurzen Imbiss präsentierte die 29-jährige Poetry-Slammerin Lara Stoll Texte aus ihrem Repertoire. Poetry-Slam ist eine Art Dichterwettbewerb, an dem die Teilnehmenden während fünf Minuten einen eigenen Text ohne Requisiten nur Kraft ihrer Stimme möglichst
effektvoll präsentieren. Sieger, per Applaus ausgemacht, erhalten eine Flasche Schnaps. In ihren schnellen und für die anwesenden Frauen etwas frechen Texten reflektierte Lara Stoll den Kühlschrank der Eltern, die Mutter auf Facebook, eine Castingshow für ihre Texte, Reflexionen zu ihrem Auftritt bei der Frauenhilfe und eine autobiografische Liebestragödie.
Die Seelen der Zuhörenden verjüngten sich und spornten die Slammerin mit herzlichem Lachen an. Lara Stoll verzichtete auf die Hälfte des Honorars. Zudem wurde ihr Auftritt durch eine grosszügige Spende unterstützt.
Text und Fotos: Andreas Schwendender – Kirchenbote SG, Juni-Juli 2016
Lara Stoll bei der Frauenhilfe