Kurz tönte es nach Kakofonie, doch schnell fanden alle zusammen

In Rotmonten, dem nördlichsten Quartier der Stadt St. Gallen, hat Musik einen hohen Stellenwert. Hier werden beim jährlich stattfindenden Flügelfestival von Klassik bis Jazz mit aussergewöhnlichen Künstlern hochstehende Konzerte veranstaltet. In Rotmonten gibt es aber auch viele Kinder und Familien, die musizieren. Dies im Quartier gemeinsam zu tun, war 2019 der Grundstein zur ersten Durchführung von «Rotmonten klingt».

Das von Maja Bösch, Regula Bötschi und Maria Flüge gegründete ökumenische Projekt war ab der ersten Stunde sehr beliebt. «Viele nahmen Instrumente in die Hand, die sie schon lange nicht mehr benutzt hatten», erinnert sich Cellistin und Cellolehrerin Maria Flüge. Bei den bisher vier Durchführungen spielten Musikanten mit Hackbrett, Posaune, Horn, Saxofon, Fagott, Gitarre, Ukulele, Oboe, Streichinstrumenten, Flöten oder Keyboard mit. Die Vielfalt der Instrumente war von Beginn weg riesig und machte das Projekt speziell spannend.

Musik hat Die kraft, zu vereinen

So töne es am ersten Probetag kakofonisch, lacht Pfarrer und Cellist Hansueli Walt: «Das Arrangieren ist eine grosse Herausforderung. Gleichzeitig bin ich jeweils überrascht, wie schnell alle zusammenfinden.» Besonders schön sei das Miteinander von Menschen am Anfang ihres musikalischen Wirkens mit Musikern mit jahrelanger Erfahrung.

Maria Flüge schwärmt: «Das gemeinsame Musizieren setzt eine gute Energie frei. Das erleben zu dürfen ist wie auch das Resultat wahnsinnig schön.» Eugen Bold, der zweite Konzertmeister des Sinfonieorchesters St. Gallen, der bei einem der Projekte zusammen mit seiner Tochter Anna dabei war, ergänzt: «Dank des Enthusiasmus und der Liebe zur Musik der Organisatorinnen bringt diese Idee Freude und Glück für die Musizierenden und für das Publikum. Ich konnte wieder einmal erleben, dass Musik die Kraft hat, zu vereinen, zu bereichern und Freude und Glück zu bringen.»

Glaube und Lebensfreude

«Lebensfreude» war das Motto des letzten Auftritts des Ad-hoc-Orchesters vor einem Jahr. «Lebensfreude und der hohe Stellenwert der Musik sind hier in Rotmonten besonders spürbar», erzählt Hansueli Walt. Nur dadurch sei es möglich, so viele Menschen für das Projekt zu begeistern. Er schätzt dies: «Die Musik ist eng mit Spiritualität verbunden und eine gute Art, Glaube und Lebensfreude auszudrücken. Viele Menschen finden so Zugang zur Spiritualität.» «Rotmonten klingt» ist nicht das einzige musikalische Angebot in den Kirchgemeinden von Rotmonten. Vor sieben Jahren stellte sich die Kirchenvorsteherschaft der evangelischen Kirche hinter das Konzept «Klingender Gemeindeaufbau». Unter anderem leitet Religionslehrerin und Jugendarbeiterin Regula Bötschi den Relichor mit über 50 Kindern.

Viele leuchtende Augen

Maria Flüge überlegte sich schon, die Idee von «Rotmonten klingt» auch in andere St. Galler Quartiere hinauszutragen. Schliesslich entschied sie sich aber dafür, sich dort für die Gemeinschaft zu engagieren, wo ihr Lebensmittelpunkt war: in Rotmonten. Sie ist überzeugt, dass der Kern des nächsten «Rotmonten klingt» zur einen Hälfte Menschen sind, die bereits Erfahrung im Ad-hoc-Orchester haben, und die andere Hälfte Neuzugezogene und solche, die neu ein Instrument erlernt haben: «Somit können wieder neue Kontakte im Quartier geknüpft werden.» Sie, die bei den Konzerten jeweils mitspielt oder dirigiert, freut sich darauf, ihre Freude an der Musik ein weiteres Mal weitergeben zu können, und ergänzt: «Besonders freue ich mich auf die vielen leuchtenden Augen. ‹Rotmonten klingt› ist für mich eine Herzensangelegenheit.»