Kirche setzt Notrecht um
Als der Bundesrat die ersten Massnahmen erliess, zog die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS nach. Er forderte die Kirchgemeinden auf, beim Gottesdienst auf die Gesundheit der Teilnehmenden zu achten. Denn diese gehören, da meist älter, zur Risikogruppe. Kein Handschütteln und Friedensgruss, die Besucher sollten weit auseinander sitzen und die Türklinken und der Raum mussten desinfiziert werden. Die EKS empfahl, für besorgte und erkrankte Gemeindemitglieder eine Seelsorgehotline einzurichten. Besonders gefährdete Personen sollen zu Hause bleiben und die Gottesdienste via Fernsehen oder Radio verfolgen.
Keine Veranstaltungen mehr
Inzwischen hat sich die Lage zugespitzt und der Bundesrat hat den Notstand ausgerufen. Im Kanton Schaffhausen fallen die kirchlichen Veranstaltungen mindestens bis zum 19. April aus. Auch das gottesdienstliche Leben wird heruntergefahren: Taufen, Hochzeiten werden verschoben, Beerdigungen finden nur noch im Kreis der Familie am offenen Grab statt, alles andere wäre zu risikoreich.
Für Sonntagsgottesdienste, Karfreitag und Ostern werden durch den Kirchenrat, den Verband der städtischen Kirchgemeinden und die weiteren Kirchgemeinden Möglichkeiten geprüft, die Printmedien, das Lokalradio oder die Fernsehstationen zu nutzen.
Die Konfirmationen werden verschoben und sämtlicher kirchlicher Unterricht fällt bis nach den Frühlingsferien aus. Auch die Konflager finden nicht statt.
Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Vorerkrankungen sind von den bundesrätlichen Massnahmen besonders betroffen. Besonders für sie gilt die Aufforderung: zu Hause bleiben.
Soziale Kreativität gefragt
Nun ist soziale Kreativität gefragt bei den Kirchgemeinden. «Die Kirchgemeinden sind aufgefordert, einer Isolation von Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Vorerkrankungen entgegenzutreten», schreibt der Schaffhauser Kirchenrat in der «Handreichung für die Kirchgemeinden zum Corona-Virus» und bietet unter dem Leitspruch «Einander Sorge tragen – Kirche will mit den Menschen in Kontakt bleiben» Vorschläge, um den Kontakt mit Seniorinnen und Senioren ohne das Zusammenkommen in Gruppen aufrechtzuerhalten.
Eine Möglichkeit sei, die älteren Menschen in regelmässigen Abständen über die Anpassungen im kirchlichen Leben zu informieren: Über Telefonate, spezifische Schreiben, Gemeindebriefe und Newsletter.
Zudem sei es wichtig, Hilfe im Alltag anzubieten, wenn sich ältere Menschen aus Sorge vor Ansteckung weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurückziehen müssen. Durch das Erledigen von Einkäufen, der Organisation von Fahrdiensten und weiteren Hilfestellungen im Sinne einer Nachbarschaftshilfe könne viel getan werden.
Der Kirchenrat schlägt weiter vor, Einzelkontakte und Seelorge auch ausserhalb der kirchlichen Räume aufrechtzuerhalten unter Nutzung der verschiedenen Kanäle wie Telefon, Social Media und unter Einhaltung von Social Distancing.
Als generationenübergreifende Formen der virtuellen Kontaktpflege schlägt der Kirchenrat den Gemeinden vor, Kinder anzufragen, ob sie für ältere Personen, die in Alters- und Pflegeheimen leben und keine Besuche mehr empfangen dürfen, Zeichnungen anfertigen würden. Denkbar sei auch, dass Kinder und Jugendliche Briefe an Seniorinnen und Senioren schreiben würden, welche die Kirchgemeinde verteilen kann.
Osterfeuer der Hoffnung
Aufgrund der Corona-Krise ist die Durchführung der Ostergottesdienste in herkömmlicher Form nicht möglich. Die Schaffhauser Kirche fordert deshalb auf: «Feiern wir Ostern anders!» So soll in der Osterzeit überall gleichzeitig und sichtbar vor den Kirchen das Osterlicht entzündet werden. Die Gemeindemitglieder werden eingeladen, das Symbol aufzunehmen und auf ihren Fensterbänken im selben Zeitraum Kerzen brennen zu lassen. Das Osterlicht werde von Glockengeläute begleitet.
Adriana Schneider / Schürmann
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