News aus dem Kanton St. Gallen

Kirche hilft Dorfgemeinschaft beleben

min
19.11.2021
Nach achtjähriger Planungs- und Bauzeit kann das neue Dorfzentrum in Felben im Dezember eingeweiht werden. Die evangelische Kirchgemeinde stellt Land für ein generationenübergreifendes Projekt zur Verfügung.

Mitten im Dorf hat die Genossenschaft Dorfzentrum Felben-Wellhausen in drei Häusern auf drei Ebenen 21 grosszügig konzipierte Alterswohnungen und 44 Pflegeplätze realisiert. Edi Ulmer, Präsident der örtlichen evangelischen Kirchgemeinde und Vorstandsmitglied der Genossenschaft Dorfzentrum spricht von einem Glücksfall: «Auf dem Grundstück der Kirchgemeinde wurde ein Projekt realisiert, von dem ich mir eine Belebung des Dorfzentrums verspreche, das gerade für ältere Menschen zu einem attraktiven Wohn- und Lebensraum werden soll.»

Verschiedene Dienstleistungen
Die christlichen Grundwerte der Bethesda Alterszentren passten sehr gut zum Anliegen der Kirchgemeinde, sich im Dorf zu engagieren und den Menschen aller Generationen ein förderliches Umfeld für das Leben und den Glauben zu bieten. Er freue sich zudem, dass im Dorfzentrum eine Arztpraxis, eine Praxis für Physiotherapie, eine Kindertagesstätte sowie ein Restaurant eröffnet werden.

Wer im Alterszentrum wohnen möchte, kann auch Wohnbegleitung oder modulartige Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Die Leitung des Wohn- und Pflegezentrums Wellenberg übernimmt Evelyn Hössli, die gegenwärtig damit beschäftigt ist, Stellen im Gesundheits- und Restaurationsbereich zu besetzen. Für die Bewerbungsgespräche hat ihr Edi Ulmer kurzerhand das Kirchgemeindehaus zur Verfügung gestellt.

24-Millionen-Projekt mit Rückhalt
Für die Genossenschaft Dorfzentrum als Bauherrin war das 24-Millionen-Projekt ein «Hoselupf», zu dem die lokale Kirchgemeinde dank dem Baurechtsvertrag auf 65 Jahre hinaus wesentlich beitrug. Dafür hat die Kirchgemeinde in dieser Zeit Anrecht auf einen Vorstandssitz der Genossenschaft. Besonders engagiert hat sich der ehemalige Kirchenpräsident Jörg Müller. Das Projekt geniesse aber auch in der Bevölkerung grossen Rückhalt.

Viele hätten sich sogar finanziell beteiligt, sagt Ulmer: Der Betrieb des Pflegezentrums und der altersgerechten Wohnungen wie auch die Vermietung aller anderen Räumlichkeiten wurde Bethesda übertragen. Edi Ulmer erklärt, warum gerade die Bethesda Alterszentren mit Hauptsitz in Küsnacht ausgewählt wurden: «Die positive Grundhaltung in der Betreuung von Menschen in der dritten und vierten Lebensphase haben uns überzeugt, dass Bethesda der richtige Partner ist.»

Seelsorgestelle geschaffen
Bethesda habe sich beworben, weil das innovative Projekt und die dahinterstehenden Werte der Verantwortlichen in Felben von Anfang an überzeugt hätten, sagt Direktorin Heike Schulz. Auch sie betont, dass ihr Selbstverständnis gut zur beteiligten Kirchgemeinde passe. Intern wurde sogar bereits eine Seelsorgestelle besetzt: «Es gehört aufgrund unserer Überzeugung dazu, dass wir die branchenüblichen Dienstleistungsangebote mit Seelsorgeangeboten ergänzen.»

Dies hängt mit der Herkunft und der Nähe zur Evangelisch-methodistischen Kirche – einem Teil der Evangelischen Kirche Schweiz – zusammen: «Bethesda wurde von Diakonissen gegründet. Wir sind einer langen Tradition verpflichtet und in einer christlichen Wertekultur verankert.»

«Unkompliziertes Miteinander»
Der Thurgau ist für die Organisation kein Neuland, betreiben doch die Bethesda Alterszentren seit diesem Sommer auch das Wohnund Pflegezentrum in Eschlikon, sagt Schulz. Bethesda plane im Moment keine weiteren Standorte im Thurgau, sei aber offen dafür, wenn sich Möglichkeiten ergäben. Sie erlebe im Thurgau ein aussergewöhnlich «freundliches und unkompliziertes Miteinander».

 

(Roman Salzmann)

Unsere Empfehlungen

Menschlich und rentabel wirtschaften

Menschlich und rentabel wirtschaften

Unternehmerischer Erfolg mit sozialen Werten strahlt in die Wirtschaft und die Gesellschaft aus: Referierende aus verschiedenen Branchen beleuchteten am sechsten Forum christlicher Führungskräfte die Bedeutung sozialen Unternehmertums – darunter die Theologin Christina Aus der Au.
Mode macht Menschenwürde möglich

Mode macht Menschenwürde möglich

Von einer unfreiwilligen Sexarbeiterin zur selbstbestimmten Näherin: Drei junge Frauen aus dem Thurgau und Süddeutschland ermöglichen einigen Frauen aus Indien ein besseres Leben. Und das mit ihrem Kreuzlinger Modelabel «Dignity Fashion».
Ohne Treue kein Wunder

Ohne Treue kein Wunder

Am 9. November vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer, was kaum einer für möglich gehalten hatte. Thurgauer pflegten schon damals Kontakte in den Osten oder lebten gar dort. Sie erinnern sich.