Keine Angst vor den Sternen
Unsere Kolumne zu Glaubensfragen. Haben Sie Fragen? Schreiben Sie Ihr Anliegen an die Redaktion, wir leiten es gerne weiter. redaktion@kirchenbote.ch
Der Jahreswechsel ist die Hochsaison der Astrologie. Bringt das neue Jahr eine neue Liebe? Wie entwickelt sich die Karriere? Und hat der Steinbock ein gutes Jahr 2025? Beim Blick in die Sterne stellt sich sofort die Frage: Dürfen Christinnen und Christen an Horoskope glauben? Meist folgt ein klares Nein. Denn das Alte Testament spricht sich an mehreren Stellen gegen Wahrsagerei, Zauberei und ähnliche Praktiken aus (5. Mose 18, 10–12).
Doch die Sache ist komplexer. In der Antike galt Sterndeutung als eine angesehene Wissenschaft. Im Matthäusevangelium führt ein Stern die drei Weisen, vermutlich Sterndeuter, zum Stall von Bethlehem. In der Reformationszeit war Luthers Gefolgsmann Philipp Melanchthon einer der bekanntesten Astrologen seiner Zeit. Zu seinen astrologischen Vorlesungen kamen rund 2500 Studenten.
Die Astrologie behauptet, der Stand der Gestirne bei der Geburt präge den Charakter und die Zukunft oder dass sich das Schicksal aus der Stellung der Sterne vorhersagen lasse. Heute sind Horoskope meist so formuliert, dass sich fast jeder darin erkennt. Etwa, wenn es heisst, dass im Frühling eine Veränderung bevorsteht oder man in der Liebe sein Glück finden wird. Wer will da widersprechen?
Christen glauben, Gott sei der Schöpfer und Herrscher des Universums. Das Schicksal der Menschen liegt in den Händen eines liebenden Gottes und hängt nicht von irgendwelchen kalten Planeten ab. Der christliche Glaube will uns befreien, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen. Er ist eine Absage an die Verstrickungen in Macht, Geld und Besitz. Denn die Liebe macht uns frei, Grenzen zu überspringen. Wer an Horoskope und Wahrsager glaubt, gerät in Abhängigkeiten.
Der Glaube ermutigt uns, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. So wie es in Dietrich Bonhoeffers Gedicht zum Jahreswechsel heisst: «Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und gewiss an jedem neuen Tag.»
Wer so hofft, braucht keine Sterne.
Keine Angst vor den Sternen