News aus dem Kanton St. Gallen

«Im Klang schwimmen» - St. Galler Surround-Orgel ist eingeweiht

von Katharina Meier
min
01.10.2023
Die sieben mageren Jahre sind vorbei: Am ersten Septemberwochenende ist die neue Goll-Orgel – auch Surround-Orgel genannt – mit einem Gottesdienst und dem Konzert des britischen Organisten Thomas Trotter eingeweiht worden. Mit einem Wermutstropfen: Das Zusatzwerk im Westen, der Bass, blieb stumm.

Lieferengpässe und Materialknappheit bremsten die Idee des Laurenzen-Organisten Bernhard Ruchti auf den letzten Metern aus. Ihm schwebte vor sieben Jahren vor, in dem akustisch hervorragenden Kirchenraum ein neues Klangerlebnis zu schaffen. Dabei sollte die Kuhn-Orgel aus dem Jahr 1979 eingebunden werden und drei weitere Orgelwerke im Norden, Süden und Westen entstehen. In Zahlen ausgedrückt heisst dies: Die 45 Register der Kuhn-Orgel mit ihren 3011 Pfeifen werden mit 40 weiteren Registern, vier Spezialregistern oder 2490 Pfeifen ergänzt, sodass es am Schluss rundherum aus 5501 Pfeifen zart klingelt, brummt, schnaubt, flötet und wie ein Streichorchester tönt. 

Immenser Einsatz

Hinter diesen trockenen Zahlen steht ein immenser Einsatz der Orgelkommission und der Einweihungsgruppe mit der Laurenzenpfarrerin Kathrin Bolt, Fredy Brunner, Manuela Brunner, Bernhard Ruchti, Karl Schimke, Hans Peter Voelkle und Deborah Weber. Ihr Einsatz zum Erklingenbringen des 2,8 Mio. teuren Projekts wurde am Festakt im Anschluss an den Festgottesdienst seitens der Stadt durch Maria Pappa und der Kantonalkirche durch Martin Schmidt verdankt. 1,1 Mio. Franken allein trug die Kirchgemeinde Centrum bei. Noch fehlen rund 60 000 Franken, nachdem bereits 1,65 Mio. Franken mit Spendengeldern gedeckt werden konnten. 

Im Bad der Töne

Und dann griff am Abend des 3. September, am Einweihungskonzert, Thomas Trotter in die Tasten. Dieses Klangfest, das einst auf Ostern vorgesehen war, schienen die Verantwortlichen nicht verschieben zu wollen. Die Programmstücke, von Johann Sebastian Bach über Tylmann Susato, Lionel Rogg bis hin zur Ouvertüre zur Oper Rienzi von Richard Wagner waren so gewählt, dass sie das Publikum in ein Klangbad eintauchen liessen: Es bimmelte links, es flötete rechts, die integrierte Kuhn-Orgel beschallte von vorne. «Es ist, als ob man im Klang schwimmt», sagte Karl Schimke, der in der Mitte des Konzertes Trotter zur Orgel Stellung beziehen liess. Er begrüsst es, dass der Spieltisch nicht mehr versteckt ist, sondern mitten im Chorraum steht, das Publikum dem Spiel der Hände, der Bewegung der Beine und dem Bedienen der Pedale durch die Füsse folgen kann und so auch ein optisches Erlebnis hat. Und doch fehlte an diesem Sonntag der Bass, der den typischen Orgelklang ausmacht, der den Körper ergreift, durchdringt, ihn vibrieren und mitschwingen lässt. Der Bass wird kommen, die sieben fetten Jahre stehen schliesslich noch bevor. 

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