News aus dem Kanton St. Gallen

Gott selbst ist die Vorsehung

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18.12.2016
Die Souveränität Gottes ist in Zwinglis Denken zentral. Alles hat in der einen Gottheit seinen Grund, sein Leben und sein Ziel: die Natur, die menschlichen Institutionen wie auch das Menschenleben in allem Auf und Ab.

Die tröstliche Gewissheit, dass in allem Gottes Macht, Güte und Weisheit waltet, nennt Zwingli Erkenntnis der Vorsehung. Diese biblisch inspirierte Erkenntnis versucht er in seinem Werk über die Vorsehung philosophisch darzulegen.  Dabei folgt er der neuplatonischen Ideenlehre. Gott ist das eine Sein, in dem auch die Seele als Entelechie gründet, ewig, dem Einen zugehörig.  

Für Zwingli ist Vorsehung nichts anderes als Gott selbst – Gott, der als Macht (Vater), als Gnade (Sohn) und als Wahrheit (Heiliger Geist) den Menschen vom Anfang der Schöpfung her begleitet: im Sündenfall, in der Erziehung durch das Gesetz und durch die Gnade bis hin zu seiner Heimkehr in Gott. Durch die Erfahrung der Ungerechtigkeit reift der Mensch auf Erden zu seiner Bestimmung. Alles Übel kann die eine Gottheit nicht daran hindern, zu vollenden, was sie von Ewigkeit her beschlossen hat. 

Dein Wille geschehe

Dieser feste Glaube in die Vorsehung Gottes ist bei Zwingli wohl auch biografisch bedingt –durch seine Pesterkrankung 1519. In seinem Pestlied ergibt er sich in den Willen Gottes. «Dein Gefäss bin ich; stell es wieder her oder zerbrich es.» Zwingli überlebte die Pest. 

Aber nicht nur in Fragen um Leben und Tod sah Zwingli Gottes Vorsehung am Werk, sondern auch in den kleinen Dingen des Alltags.Wer an den Zufall glaubt, ist für ihn ein Atheist. Häufig erwähnt er die Worte Jesu, wonach Gott sogar unsere Haare gezählt habe oder dass kein Spatz auf den Boden fällt, ohne dass Gott es so fügt. Auch geht es ihm darum, dass der Mensch sich nicht etwas zuschreibt, was allein Gott zusteht. Selbst Jesus habe auf die Anrede: «Guter Meister» geantwortet, «Was nennst Du mich gut? Niemand ist gut ausser Gott.» 

Und nicht zuletzt soll die Erkenntnis der Vorsehung helfen, Erfolge dankbar zu geniessen und grosszügig zu sein mit allen Mitmenschen. Und im Umgang mit dem Scheitern – «mit so harten Dingen» – könnten wir wachsen. «Mit welcher Seelenstärke werden wir dann über diese Welt aufsteigen» zur Gemeinschaft mit Gott! 

 

Text: Andreas Schwendener | Bild: Ölgemälde von Hans Asper in der Zentralbibliothek Zürich – Kirchenbote SG, Januar 2017

 

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