Frauen für «Verantwortung»
Musikalisch eingestimmt wurden die Frauen durch stimmungsvoll vorgetragene Lieder. In Anlehnung an die Tafelrunden Martin Luthers wurden drei Referierende eingeladen, zu
berichten, warum es sich lohnt, auch heute gesellschaftlich Verantwortung wahrzunehmen. So hörten die Frauen vor Salat, Hauptgang und Dessert engagierte Berichte, die anregten, überraschten und zuversichtlich stimmten.
Soziale Verantwortung
Margrit Cavelti von der katholischen Kirchgemeinde hiess Daniela Merz, CEO der Dock- Gruppe AG in St.Gallen, willkommen. Die Geschäftsleiterin der Stiftung für Arbeit führt eines der innovativsten Arbeitsintegrationsprojekte der Schweiz, das einen sozialen Auftrag mit unternehmerischen Zielen in Einklang bringt. Langzeitarbeitslose finden da zu den eigenen Stärken mittels Eigenverantwortung.
In sprudelnden Worten erklärte die sozial engagierte Herisauerin, die 1500 Langzeitarbeitslose betreut, was für sie Verantwortung übernehmen bedeutet, nämlich hinsehen und begreifen wollen. Die Menschen seien nicht arbeitslos, weil sie faul seien. Vielmehr hätten Schicksalsschläge wie Unfälle, zu wenig Bildung oder Suchtverhalten dazu geführt, dass sie im ersten Arbeitsmarkt nicht mehr Fuss fassen können. Mit finanzieller Unterstützung allein sei es nicht getan. Umso wichtiger sei eine Arbeitsintegration und Hilfe zur Eigenverantwortung. Dann gäbe es eine Chance, dass die Menschen wieder Wertschätzung erfahren und ein für sie gutes Leben führen können.
Verantwortliches Handeln
Die Theologin Ina Praetorius wurde von Brigitte Hollenstein, Frauennetz Gossau, vorgestellt. In ihren Büchern nehme die Referentin Stellung zu ethischen Fragen, beschreibe Handlungsfelder für die Welt- und Lebensgestaltung und versuche, das Wissen der Frauenbewegung fruchtbar zu machen.
Ina Praetorius erläuterte, dass im Hinblick auf soziales Handeln viel Ratlosigkeit vorhanden sei und in Verantwortung das Wort «Antwort» stecke. Das von der griechischen Mythologie geprägte Christentum hätte lange seinen Fokus auf das Jenseits und den Perfektionismus gelegt. Die Merksätze «Jeder Tag hat genau 24 Stunden» und «Du bist nicht allein» könnten helfen, ein realistischeres Selbstbild zu entwickeln und täglich das zu tun, was in der eigenen Macht stehe.
Die schwierigste Prüfungsaufgabe
Als dritten Vortragenden stellte Pfarrerin Friederike Gretzky Dr. Lukas Krejci als unkonventionellen Rektor vor. Die christlichen Werte des Gymnasiums Friedberg Gossau würden auf Toleranz, Nächstenliebe und Chancengleichheit basieren. Für den Theater- und Literaturliebhaber sei es eine Herausforderung, Jugendliche zu mehr Verantwortung zu sensibilisieren.
Mit der Geschichte des Sisyphus, der immer wieder, scheinbar sinnlos, Marmorsteine den Berg hinaufschleppte, begann Herr Krejci sein Referat und zog auch gleich Parallelen zum Auftrag der Pädagogen. Er sprach vom notwendigen Misslingen und Scheitern. Der Vorteil des Pädagogen sei, dass er nicht weggezappt werden könne. Er habe die Möglichkeit, Werte zu vermitteln, wie «in Beziehung bleiben, Vertrauen schenken, Verantwortung übertragen».Wichtig sei es, die Schüler gern zu haben und sie in ihrer sozialen Entwicklung zu unterstützen.
Text: Friederike Gretzky | Foto: Daniela Bologna – Kirchenbote SG, März 2017
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