Einweihung einer Gedenktafel für Carl Lutz
Der Schweizer Diplomat Carl Lutz (1895 – 1975) hatte bald nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche internationale Ehrungen für seinen mutigen humanitären Einsatz zur erfolgreichen Rettung zehntausender Juden in Ungarn erfahren. In seinem Heimatland aber blieb sein Wirken lange kaum beachtet. Der ehemalige Vizekonsul in Budapest wurde von den offiziellen Stellen gar wegen angeblicher Kompetenzüberschreitung gerügt und erst zwanzig Jahre nach seinem Tod durch den damaligen Bundesrat Flavio Cotti rehabilitiert. Ein bedeutendes Sitzungszimmer im Bundeshaus West trägt seit Februar 2018 den Namen «Salle Carl Lutz».
Seine Heimatgemeinde Walzenhausen dagegen hatte ihn bereits 1963 zum Ehrenbürger ernannt. Zudem erinnert eine Gedenktafel an der Kirche an ihn, und er ist Teil der Persönlichkeiten auf dem Themenweg «Appenzeller Friedens-Stationen» zwischen Walzenhausen und Heiden.
Tafel am Geburtshaus
Nun kann just an seinem 124. Geburtstag, dem 30. März, eine Ehrentafel an seinem Geburtshaus in Walzenhausen feierlich enthüllt und damit einem lange gehegten Wunsch von Überlebenden aus Ungarn Rechnung getragen werden. Die Ehrung erfolgt in Anwesenheit von Stieftochter Agnes Hirschi, Gründungspräsidentin der schweizerischen Carl Lutz Gesellschaft in Bern, deren Ziel es ist, das historische Wirken des couragierten Judenretters in bleibender Erinnerung zu behalten. Zahlreiche weitere Gäste, darunter der Ausserrhoder Regierungsrat Köbi Frei, sowie Vertreter der Gemeinde und der Kirchen (Carl Lutz war gläubiger Methodist) werden Grussworte sprechen. Der Anlass beim Geburtshaus Wilen 404 wird neben der Carl Lutz Gesellschaft von der Gemeinde Walzenhausen und dem Verein Appenzeller Friedens-Stationen unterstützt und von Adrian Keller, Geschäftsleiter der Stiftung Sonneblick, organisiert. Umrahmt wird die Feier von der Alphorngruppe Seeblick.
Lebenslange Verbindung zur Heimat
Carl Lutz wurde am 30. März 1895 in Walzenhausen geboren. Mit 18 Jahren reiste er nach Amerika, wo er studierte und begann in der Diplomatie tätig zu werden. Von 1942 bis 1945 arbeitete er als Vizekonsul in der Schweizerischen Gesandtschaft in Budapest und leitete die Abteilung Fremde Interessen. Während all seiner Reisen und Auslandaufenthalten war er immer mit seiner Heimat eng verbunden. Während vierzig Jahren wohnte er während seiner Aufenthalte in der Schweiz in der Berner Länggasse. Dort starb er am 12. Februar 1975 und wurde auf dem Berner Bremgartenfriedhof beigesetzt. Sein Grab besteht bis heute.
Text: Adrian Keller, Foto: Archiv für Zeitgeschichte ETH Zürich – Kirchenbote SG, März 2019
Einweihung einer Gedenktafel für Carl Lutz