News aus dem Kanton St. Gallen

Eine Fusion ist kein Selbstläufer

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25.05.2022
Enzo Fuschini aus dem Toggenburg und Hans Hohl aus dem Rheintal waren federführend, als ihre Kirchgemeinden mit den Nachbargemeinden fusionierten. Im Rückblick erklären sie, was gelungen ist und worauf man achten sollte.

Herr Fuschini, wie haben Sie die Fusion der ehemaligen Kirchgemeinden Bütschwil-Mosnang und Ganterschwil und dem späteren Hinzukommen der Kirchgemeinde Lütisburg erlebt?
Enzo Fuschini: Der Zusammenschluss – dieser Begriff passt für mich besser – verlief sehr harmonisch. Beide Kirchenvorsteherschaften und danach auch die Mitglieder der Kirchgemeinden waren von Beginn an überzeugt, die Zukunft gemeinsam besser bewältigen zu können. Mit Lütisburg war die Angelegenheit etwas komplizierter, da sich einzelne Personen in Lütisburg vorerst mit einem Zusammengehen überhaupt nicht anfreunden konnten. Erst nach anhaltenden internen Diskussionen und Abklärungen mit anderen Nachbargemeinden traf dann ein Gesuch aus Lütisburg zum Zusammenschluss ein. Dieser zeitraubende und auch kostspielige Prozess, den wir innert zwei, drei Jahren zweimal durchführen mussten, liess uns leider nicht mehr viel Spielraum für die Gestaltung kreativer Zukunftsideen.

Was ist gelungen?
Fuschini: Organisatorisch hat sich die neue Kirchgemeinde gut entwickelt, sie ist bestimmt auf einem deutlich besseren Stand als die Vorgängergemeinden. Nicht einfach war es für die Pfarrpersonen, sich vom Einzelpfarramt zu lösen und sich in einem Team zu integrieren. Nach gewissen Startschwierigkeiten sind wir hier nun auf einem guten Weg. 

Was wurde eingelöst, was noch nicht?
Fuschini: Die Antworten, welche wir in unserer Rubrik «Im Gespräch mit …» auf die Frage, was in der Kirchgemeinde verändert werden könne, von Mitgliedern erhalten haben, zeigen, dass viele der Meinung sind, wir seien gut unterwegs. Nicht wenige bemerkten aber, dass wir die jüngere Generation sowie Familien mit Kindern besser einbeziehen sollten. Dank der Anstellung von Petra Glatthard und dem Mittragen eines regionalen Projekts mit jungen Erwachsenen bewegen wir uns hier in eine positive Richtung. Einige fordern uns richtigerweise auf, das Zusammenwachsen der Gemeindeteile weiter zu fördern, ihnen aber auch Traditionen zu lassen.

Was erwarten Sie von der Zukunft?
Fuschini: Ich hoffe sehr, dass wir mit der verstärkten diakonischen Ausrichtung, der Nutzungserweiterung der Kirche Lütisburg, die uns flexible Räume schenken wird, sowie mit dem Begegnungsmobil, welches uns zu den Menschen ins ganze Gebiet der Kirchgemeinde bringen soll, zeigen können, dass wir eine sich um Menschen sorgende, gastliche Kirchengemeinschaft sind.

 

Hans Hohl war elf Jahre lang Präsident der Kirchgemeinde Rebstein und anschliessend zwei Jahre Präsident der fusionierten Gemeinde Rebstein-Marbach. 2017 ist er zurückgetreten.

Herr Hohl, wie haben Sie die Fusion der ehemaligen Kirchgemeinden Rebstein und Marbach erlebt?
Hans Hohl: Rückblickend verlief die Fusion reibungslos, weil wahrscheinlich beide Gemeinden für diesen Schritt bereit waren. Umfassende Information, Abklärungen bezüglich Vor- und Nachteilen in allen Themengebieten wurden sehr vertieft wahrgenommen und von allen Behördenmitgliedern unterstützt.

Welche Schritte waren wichtig für die Fusion?
Hohl: Die vielfältigen Aufgaben wurden durch die Mitglieder der Kirchenvorsteherschaften (Kivo) beider Gemeinden bearbeitet und zu einem guten Ende gebracht. Nur dank der engagierten Zusammenarbeit sowie der fachlichen Unterstützung durch die Kantonal-kirche war es möglich, die Fusion ohne Nebengeräusche zu vollziehen. Wesentlich zum guten Gelingen beigetragen hat auch die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Heidi Gsell, der damaligen Kivo-Präsidentin von Marbach, und mir.

Was ist gelungen?
Hohl: Ohne grosse Überzeugungsarbeit sind die Kirchbürgerinnen und Kirchbürger den Argumenten von Heidi Gsell und mir gefolgt. Eigentlich haben wir gemeinsam nur die bereits bestehende Zusammenarbeit behördlich durch die Fusion gefestigt.

Wo lagen die Schwierigkeiten?
Hohl: Anfänglich waren die Kirchensteuern ein Thema, weil Rebstein einen etwas tieferen Steuerfuss hatte. Die Bedenken einiger Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass nun alles von Rebstein gesteuert würde, konnten wir mit guten Argumenten ausräumen.

Was erwarten Sie von der Zukunft?
Hohl: Dass die beiden Gemeinden weiter zusammenwachsen, trotz der geographischen Distanz. Mit etwas Abstand betrachtet haben sich die Erwartungen erfüllt: Rebstein-Marbach ist aus kirchlicher Sicht eine Gemeinde geworden.

Zusammengestellt von Stefan Degen und Katharina Meier | Fotos: meka, zVg

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