News aus dem Kanton St. Gallen

Ein Leben für Gott und die aramäische Tradition

min
01.03.2015
Über 300 syrisch-aramäische Familien in den Kantonen Thurgau und St.Gallen hat Pfarrer Circis Isik aus Wil im Januar besucht – um frohe Weihnachten zu wünschen und in jedem Haus zu beten. Der in der Osttürkei geborene Pfarrer wurde im Jahr 2003 38-jährig ­geweiht und feiert seither die alte syrisch-ara­mäische Liturgie abwechslungsweise in Flawil, St.Gallen und Amriswil.

Circis Isik hat am 8. November 1965 in der osttürkischen Stadt Anhel das Licht der Welt erblickt. Die Liebe zu Gott und zum Pfarramt wurde ihm bereits in die Wiege gelegt. Er stammt aus einer Familie, deren priesterliche Wurzeln mehrere ­Generationen zurückreichen. Bereits in früher Kindheit lernte er fleissig die syrische Sprache und wurde durch seinen Grossvater zum Schamoscho, zum Diakon, ernannt. Im Alter von elf Jahren entschloss er sich, Gottes Pfaden zu folgen, und studierte im Kloster Markus in Jerusalem Gottes Wort, die syrische Liturgie und lernte Englisch, Deutsch und Arabisch.


Familiengründung und Priestertum

Zurück in Anhel, besuchte er während drei Jahren die Mittelschule. 1983 heiratete er Hanime Oz. Die beiden entschieden sich, in der Schweiz zu leben. Im Laufe von fünf Jahren bekamen Isik und seine Frau einen Sohn und zwei Töchter. Aber auch diese Aufgabe hinderte den Vater nicht daran, seinen Weg weiterzugehen und sein Leben Gott und seinem Volk zu widmen. Er unterrichtete in Baden, Zürich und Flums die syrische Sprache und moderierte beim Radio Aarau wöchentlich eine stündige Sendung zum Thema syrischer Glaube, syrische Kultur und Sprache.

Die Liebe zu Gott fand ihren Höhepunkt, als ­Circis Isik sich entschloss, den ewigen Bund mit Gott einzugehen und als Pfarrer zu arbeiten. Am 12. Oktober 2003 wurde er in der Christkönigskirche in Nie­deruzwil während einer wunderschönen, traditionellen Zeremonie zum Pfarrer geweiht. Kein Geringerer als Mor Julius Yeshu Çiçek, der 2005 verstorbene Metropolit der ­syrisch-orthodoxen Diözese von Mitteleuropa, erhob ihn in sein Amt. Circis Isik ist der letzte Pfarrer, den der Metropolit geweiht hat.

Die eigene Tradition weitergeben
Circis Isik hat es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, sich intensiv für Gott und das syrische Volk einzusetzen. Besonders die Jugend liegt ihm am Herzen. Er will seine Zeit dafür einsetzen, den Geist und Glauben der Religion an die junge Generation weiterzugeben. Sein Leitspruch: «Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit»
2. Kor. 3, 17. Lange hat er in Wil Bibeltreffen durchgeführt, um die Jugend und die Familien über das Wort Gottes zu unterrichten. Derzeit ist er wöchentlich in Mels für die Madrasse, eine Art Religionsunterricht. Dabei versucht er die syrisch-aramäische Tradition der heutigen Zeit anzupassen, damit auch die heranwachsenden Generationen sich mit Gottes Wort identifizieren können. Er verfolgt den Traum, dass  sein Volk, auch wenn es in die ganze Welt zerstreut ist, Zusammenhalt pflegt und die wertvolle Tradition weitergeben kann. 

 

Text: N. Michelle Calan, St.Gallen | Foto: as  – Kirchenbote SG, März 2015

 

Unsere Empfehlungen

Ohne Blutpathos ist das Kreuz nicht blutleer (1)

Das Ostermotiv ist Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens: Kreuzigung und Auferweckung. Oft wird davon in blutigen Bildern gesprochen – von Christi Erlöserblut, das Sünden reinigt. Da stellt sich die Frage: Geht das auch ohne Blutpathos?