News aus dem Kanton St. Gallen

Ein Interview mit dem Heiligen Geist

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22.05.2017
Anlässlich des Pfingstfestes bat der Kirchenbote den Heiligen Geist um ein Interview. Er zeigte sich erfreut über das Interesse an seinem welt- und zeitumspannenden Wirken. Gegenlesen wollte er das Interview nicht. Mit seiner Hilfe werde die Leserschaft die Aussagen selber beurteilen können. Auch ein Diskussion über ihn werde ihn freuen.

Kibo: Der Mensch ist auch Geist. Was unterscheidet den menschlichen Geist vom Heiligen Geist? 
Der Mensch als Bild Gottes hat einen göttlichen Ursprung. Somit ist beim Menschen aber nicht einfach sein Geist göttlich und sein Leib von Gott trennend. Im wunderbaren Bau des Leibes ist Gott als Schöpfer aktiver als in der Seele oder im Geist. Wir besorgen die ganze Organisation und Belebung der Körperfunktionen. Im Denken aber, im Erkennen von Gut und Böse, haben wir euch in die Freiheit entlassen und euch ermöglicht, bei euch zu beginnen, selbstständig zu handeln. Dieser euch gewährte Anfang der geistigen Freiheit ist für uns ein grosses Wagnis. Der Geistkern des Menschen ist nicht per se göttlich, aber er ist offen zu Gottes Geist, er kann daraus mehr oder weniger inspiriert werden und daraus leben. 

Inwiefern ist das ein Wagnis?
Wir haben euch freigelassen und mussten Wege finden, euch zu uns zurückzuführen, euch an eure Bestimmung als Ebenbilder Gottes zu erinnern. Dazu haben wir Religionen ermöglicht und offenbart, die sich je nach Zeit, Tradition, Region, Klima usw. unterscheiden. Darin versuchen wir über Rituale, Mythen, Gesetze, Verkündigung, Gebets- oder Meditationspraxis die Menschen für sich und untereinander zum guten und heilen Leben zu führen. Diese historischen Religionen erachten wir als Grundschule des Glaubens. Sie bringen die Menschen mit dem vergessenen Urwissen in Kontakt und legen so einen soliden Boden für die Zeit, in der die Menschen ihre Welt aus der eigenen Wahrnehmung zu rekonstruieren beginnen – ihr nennt das Aufklärung und feiert es als weltverbindende Wissenschaft. 

 Die Wissenschaften wollen nichts mit Religion zu tun zu haben. Wie siehst Du diese Entwicklung?
Die Religionen haben lange das ganze soziale Leben bestimmt und durchdrungen – diese Durchdringung hat im politischen Körper zu Machtmissbrauch und Verhärtungen, zu Abgrenzung und Ausgrenzung geführt. Die Glaubensgemeinschaften mussten daher von einem allgemeinenmenschlichen Erkenntnisweg korrigiert und in Schranken gewiesen werden. Wir haben diese Entwicklung zugelassen und gefördert, auch wenn sie durch schlimme Einseitigkeiten und menschliche Überheblichkeiten geht. Der Mensch spielt sich mittels seiner Wissenschaften auf zum selbstherrlichen Beherrscher der Welt und ihrer Ressourcen. Im Kampf um die Weltbeherrschung lassen sich teils auch die Religionen einbinden. Dabei sollten sie weit eher bei ihrer Praxis bleiben und von dort her die säkulare und wissenschaftliche Sicht und Beherrschung der Welt relativieren und zur Weiterentwicklung inspirieren. 

 So setzt Ihr auf beide Gefässe, die Religionen und die Entwicklung der säkularen Weltgestaltung?
Ja, wir sind in beiden Schulen aktiv, in der Grundschule der Religionen wie auch in der erst in den Kinderschuhen steckenden, zur Mündigkeit führenden Erkenntnis, die auf eigener Beobachtung und Erfahrung beruht. Wir werden die Religionen noch brauchen bis an das Ende der Zeiten – sie werden sich durch die Wissenschaften läutern und erst so zu ihrer wahren Fülle finden. Ebenso werden die Wissenschaften dank der Intervention und Vermittlung der Religionen herausgefordert bleiben, sich aus ihrem einseitigen Materialismus zu erheben und alle Ebenen der Schöpfung wie der Menschwerdung zu beachten und zu bedenken.

 So wirkst Du nicht nur im Kreis der Kirchen, sondern in allen Religionen und auch bei Säkularisten, bei Leuten ohne Religion? 
Der Geist weht, wo er will – so hat es der Evangelist Johannes in weiser Vorsicht formuliert. Wir sind in der ganzen Schöpfung und in der Geschichte der Menschheit allgegenwärtig mit vielerlei Aufgaben und Wirkungen. In den Religionsgemeinschaften finden wir offene Bereitschaft, Sehnsucht und Offenheit in Gebet und Meditation, auch Lehre und Verkündigung, die uns entgegenkommt, unser Potenzial zu offenbaren, Menschen an die obere Wurzel ihres Geistes anzuschliessen, sie mit uns zu verbinden. Parallel dazu sind wir wirksam, wo immer Liebe und Erkenntnis über Egoismus und Verblendung siegt. Und wir arbeiten daran, dass die menschheitsverbindende Wissenschaft auf Wege kommt, wo sie dem Ganzen der Schöpfung dient und sich für unsere Pläne öffnet.  

Was sind denn Eure Pläne?
Dass die Menschen das Gesetz Gottes nicht nur dem Buchstaben gemäss kennen und leben, sondern Gottes Weisheit und Wille in ihren Herzen erkennen und empfangen. Und dies nicht nur als Erstlingsgabe wie am Pfingstfest, sondern immer mehr als Fülle der Offenbarung für alle Menschen, wie das Jesus vorgelebt und für alle erhofft und erbeten hat. Er betet darum und lebt dafür, dass die Menschen Gott erkennen und aus ihm leben. Für dieses Ziel ist er Mensch geworden und wirkt seither als eine grosse Inspirationskraft bei Gott. Er lebt für die Verbindung von Gott und Mensch und ich, der Heilige Geist, ermögliche diesen Vollzug geschichtlich bei allen Menschen – als Tröster, Beistand, Vollender, als Kommender. So werden wir verbunden in einem Leib und wirken gemeinsam für die Ankunft des Reiches Gottes.

 

Interview: Andreas Schwendener | Bild: Marlies Pekarek  – Kirchenbote SG, Juni-Juli 2017

 

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