Per dreimonatigem Crashkurs zum Pfarrer?
Der Fachkräftemangel ist seit längerem absehbar: Viele Pfarrerinnen und Pfarrer wurden kürzlich oder werden demnächst pensioniert. Der frisch ausgebildete Nachwuchs reicht bei weitem nicht, um diese Lücke zu füllen. Insbesondere Kirchgemeinden in ländlichen Gegenden bekunden grosse Mühe, geeignetes Personal zu finden.
Pfarrer ohne Titel und Ordination
Nun hat Thomas Schaufelberger, Leiter der Arbeitsstelle Aus- und Weiterbildung der reformierten Pfarrerinnen und Pfarrer, kurz vor Weihnachten einen radikalen Vorschlag («Plan P») gemacht: Akademikerinnen und Akademiker ab 55 Jahren sollen nach einem Aufnahmegespräch, einem Assessment und einem dreimonatigen Crashkurs im reformierten Pfarramt tätig werden können – ohne Ordination und ohne den Titel «Pfarrerin» oder «Pfarrer» zu erhalten. Gegenüber «ref.ch» begründete er den Vorstoss damit, drohendem Wildwuchs entgegenzutreten.
Problem bei Einzelpfarrämtern
Der St. Galler Kirchenratspräsident Martin Schmidt sieht Potential im Vorstoss, ist aber auch kritisch: «In Team-Pfarrämtern mag das funktionieren, da kann man die ‹Plan-P-Leute› begleiten.» Gerade in ländlichen Gegenden gebe es aber viele Einzelpfarrämter. Ausserdem kenne die St. Galler Kirche bereits den Prädikantenstatus, mit dem auch Nichtpfarrpersonen predigen dürften. Zudem setze er auf die Reform des Theologiestudiums, die es ermögliche, schon mit dem Bachelor in den Beruf einzusteigen. Bevor er sich aber definitiv eine Meinung bilde, wolle er die Stellungnahmen der Berufsverbände abwarten, so Schmidt.
Beschlossen ist der «Plan P» noch nicht. Nach der Vernehmlassung stimmen die 19 Kantonalkirchen, die im Ausbildungskonkordat zusammengeschlossen sind, voraussichtlich im Sommer 2025 darüber ab.
Per dreimonatigem Crashkurs zum Pfarrer?