News aus dem Kanton St. Gallen

Die Waldenserkirche wirkt weiter

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06.12.2021
Soeben entstand ein neuer «Korridor» Afghanistan, eine Jugendakademie soll ins Leben gerufen werden und in Rom trat an der theologischen Fakultät eine frisch gewählte Professorin ihre Stelle an: Die Waldenserkirche in Italien wirkt weiter, wie ein Besuch der Moderatora (Präsidentin) Alessandra Trotta in Zürich zeigte. Es kam auch zu einem Treffen mit Rita Famos, der Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS.

Während der Coronazeit hatte es die Minderheitenkirche in Italien nicht leicht. Nun scheint sich die Lage wieder normalisiert zu haben. Laut Trotta finden seit Herbst wieder Gottesdienste und Veranstaltungen statt, auch dank des «Green Pass». Er ermöglicht es, Projekte wieder voranzutreiben.

Humanitäre Hilfe
Namentlich im Flüchtlingswesen versucht die Waldenserkirche mit humanitären Korridoren zu helfen. Diese ermöglichen besonders gefährdeten Flüchtlingen aus Krisen- und Kriegsgebieten, legal und begleitet in Italien einzureisen. Zusammen mit weiteren Organisationen konnte laut Alessandra Trotta nun für das neue Projekt Afghanistan ein Vertrag mit dem Innenministerium abgeschlossen werden. Ziel ist es, dass via italienische Botschaften 1200 Personen aus Afghanistan – vor allem Frauen, Kinder und Kranke – ein Visum beantragen können, um so nach Italien auszureisen. Die Waldenserkirche stellt dann Wohnungen bereit und Bezugspersonen kümmern sich um die Eingereisten.

Modulartige Ausbildung lancieren
Anlässlich des Besuches in Zürich im November erzählte Alessandra Trotta auch von fehlenden jungen Menschen, die in der Waldenserkirche Verantwortung übernehmen und Zeit zur Verfügung stellen wollten. Deshalb sei eine nationale Jugendakademie geplant, bei der eine zweijährige, modulartige Ausbildung durchlaufen werden könne. Wichtig sei, dass die Ausbildung vor allem auch von Immigrantinnen und Immigranten absolviert werde, um so Brücken zu bauen. Die Ausbildung widmet sich Themen wie Kirche und Gesellschaft. Trotta würde darüber hinaus gerne diese Ausbildung mit einem Modul in der Schweizer Kirche verbinden.

Grosses Interesse an Theologie bei Laien
Bei ihrem Besuch berichtete die Präsidentin der Chiesa Valdese zudem, dass an der theologischen Fakultät in Rom mit Annegret Reitz-Dinse eine neue Professorin für praktische Theologie gewählt wurde. «Die vielen online-Veranstaltungen», so Trotta, «haben ein grosses Interesse von Laien an der Theologie geweckt.» Doch leider sei die Zahl der Theologiestudentinnen und -studenten selbst immer noch sehr klein, es gebe pro Jahr nur Einzelne, die sich für ein Studium entschieden.

Gipfeltreffen zweier Kirchenpräsidentinnen
Während Trotta am Vormittag einen grossen Kreis von Delegierten sowie Freundinnen und Freunde der Waldenserkirche empfing, kam es am Nachmittag zum Treffen mit Rita Famos, Präsidentin der EKS. Beim Austausch zwischen den beiden Kirchenpräsidentinnen wurden Fragen der Ökumene, des Kirchenverständnisses und vor allem die Bedeutung eine Minderheitskirche zu sein oder allenfalls zu werden, im Zentrum. Famos lud in der Folge ihre Kollegin an die Synode 2022 der EKS ein.

Minderheitskirche
Die Waldenserkirche ist eine Minderheitskirche in Italien. Sie geht auf den Gründer Valdes aus Lyon zurück, der im 12. Jh. eine Reformbewegung auslöste. Die Waldenser fühlen sich als freien Christen mit eigener, auf der Bibel beruhender Überzeugung. Im Jahr 1532 schlossen sie sich der Reformation in Europa an. Über sechs Jahrhunderte wurden sie unterdrückt. Insgesamt zählt die Waldenserkirche zirka 25 000 Mitglieder, wovon 22 000 in über 150 Kirchgemeinden über Italien verteilt sind, weitere 3000 leben in Lateinamerika. Ein wichtiger Schwerpunkt der Waldenser ist der Dienst am Nächsten, die Diakonie. 

www.waldenser.ch

Text: Katharina Meier/pd | Foto: Hans Rapp – Kirchenbote SG, 6. Dezember 2021

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