News aus dem Kanton St. Gallen

Die Schweiz twintet

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20.01.2023
Mobile Bezahlmöglichkeiten wie Twint haben durch die Coronapandemie Auftrieb bekommen. Auch die Kirchgemeinden stellten schnell um und bieten seither die Möglichkeit an, per Smartphone die Kollekte oder Spenden einzuzahlen – mit steigender Akzeptanz.

Spätestens ab 2018 hat sich in unserem Sprachgebrauch ein neues Wort festgesetzt: twinten. Es beschreibt das Überweisen von Geldbeträgen mittels Smartphone. Der Ausdruck schwirrte während der Coronapandemie schon beinahe inflationär durch die Kirchgemeinden, die plötzlich vor einem Problem standen: Denn mit Bargeld bezahlen barg das Risiko in sich, Viren zu verbreiten. Dies sollte aber per sofort tunlichst vermieden werden. Doch wie, um Himmels Willen, werden nun die Kollekten nach dem Gottesdienst eingezogen?

Gelassenheit in Wil
In vielen Kirchgemeinden wurde mehr oder weniger über Nacht die Schweizer Twint-App eingerichtet. Doch Skepsis kam auf. «Sieht nun der Pfarrer, wieviel ich einbezahle und wohin meine Spende geht?» Hier wie dort wurde beruhigt: Es laufe alles anonym ab. Äusserst gelassen konnte die Kirchgemeinde Wil der anfänglichen Empfehlung des Bundesrates, auf Bargeld zu verzichten, entgegensehen. «Wir hatten Twint schon vor der Pandemie eingeführt.

 

Twint hat aber auch eine Kehrseite: Die Kirchgemeinden geben jeweils eine Provision an die Twint AG ab.

 

Und wir waren froh darüber, denn so konnten wir auch bei Übertragungen per Livestream Kollekten sammeln und Werke unterstützen», sagt Markus Graf, Kirchgemeindeschreiber in Wil. Der Dienst hat sich hier etabliert, auch in den Kirchgemeinden Tablat-St. Gallen sowie Eichberg-Oberriet. «Er wird heute als Zusatzangebot geschätzt», so Graf. «Es ist eine Dienstleistung geworden, die heute einfach dazugehört», ergänzt Christina Hegelbach, Geschäftsführerin in Tablat-St. Gallen. Marc Steiger, Kirchgemeindepräsident von Eichberg-Oberriet, pflichtet ihnen bei. 

Immer mehr twinten
Die Kollektenbeträge 2022 haben sich in Wil wieder auf dem Niveau von vor Corona eingependelt. Während der Pandemiejahre 2020 und 2021 aber gingen sie überall zurück, weil weniger oder keine Gottesdienste stattfanden und die Anzahl der Teilnehmer beschränkt war. «Es gab aber zusätzlich Spenden, die aufs Twintangebot zurückzuführen waren», so Graf. Und: «Der Anteil der Twint-Spenden hat sich in den letzten Jahren laufend erhöht. Im Jahr 2022 betrug er rund 13 Prozent der Einnahmen.» Eine markante Erhöhung kann Steiger noch nicht ausmachen: «Dies deshalb, weil wir erst seit gut einem Jahr Twint nutzen. Während dieser Zeit ist der Anteil etwa gleich geblieben.» Die neue Bezahlmöglichkeit scheint aber in den Kirchgemeinden geschätzt zu werden. 

Vor- und Nachteile
«Der Vorteil liegt darin, dass auch Personen spenden können, welche nicht das passende Kleingeld im Hosensack haben. Zudem wird der QR-Code während der Direktübertragung des Gottesdienstes zu Hause auf dem Bildschirm eingeblendet», sagt Graf. Twint hat aber auch eine Kehrseite: So geben die Kirchgemeinden jeweils eine Provision an die Twint AG ab. In Wil beläuft sie sich auf 1,3 Prozent. «Und ja, der administrative Aufwand ist leicht höher, wenn Twint und Bargeld verbucht werden müssen», bestätigt auch Hegelbach. Für sie ist Twint denn auch eher ein Zustupf als ein wirklicher Ersatz für die Kollekte. Denn die regelmässigen Gottesdienstbesucherinnen und -besucher seien meist eher älter und trügen kein Smartphone auf sich, ergänzt Steiger. Wenn aber getwintet werde, würden die Beträge erfreulicherweise oft grosszügig aufgerundet. Und dank der Kassierin kämen dann die Gelder auch am richtigen Ort an. «Bei den Spenden gleichen wir zudem die Gebühren aus, damit alles Geld vom Spender der begünstigten Institution zukommt.» Schwierig sei es, so Steiger, zu erkennen, an welchem Tag welcher Betrag einbezahlt worden sei, denn die Bank mache Sammelüberweisungen. Hingegen, so merkt Hegelbach positiv an, werde auch unter der Woche gespendet, weil im Schaukasten der QR-Code und eine Monatsübersicht mit den Institutionen, die begünstigt werden, angeschlagen sind. Wichtig sei es auch, dass die Pfarrpersonen nach dem Gottesdienst explizit auf Twint aufmerksam machten, ansonsten ginge diese Kollekten und Spendenvariante schnell vergessen.

Text: Katharina Meier | Foto: Markus Graf – Kirchenbote SG, Februar 2023

 

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