News aus dem Kanton St. Gallen

«Die ‹Me too›-Bewegung ist wichtig»

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18.02.2019
Mit «Gemeinsam für starke Frauen – Gemeinsam für eine gerechte Welt» will die Jubiläumskampagne von Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein für mehr Gerechtigkeit sorgen. Pascal Bazzell, Beauftragter der Arbeitsstelle Weltweite Kirche», spricht über die Bedeutung der Aktion.

Herr Bazzell, ist das diesjährige Thema die kirchliche Reaktion auf die aktuellen Frauen-Debatten (Löhne, Quoten usw.)?
Pascal Bazzell: Überhaupt nicht! Frauen und deren weltweiter Beitrag zu positiven Veränderungen war schon mehrmals ein Fokus der Bfa-Kampagne. Die Kirche ist oft eine Vorreiterin in Sachen Gendergerechtigkeit. 

Machen starke Frauen die Welt gerechter? Wie steht es mit Margaret Thatcher? Suu Kyi in Myanmar wurde sogar der Menschenrechtspreis entzogen.
Bazzell: Das sind schlechte Beispiele. Die Erfahrung zeigt, dass eine Stärkung der Frauen fast immer zu mehr Gerechtigkeit führt. Durch die Bfa-Kampagne sehen wir, dass es weltweit schon viele starke Frauen gibt. Nur ist es für diese Frauen schwierig, sich öffentlich zu positionieren. Da können wir Unterstützung leisten.

Bfa gibt eine Broschüre mit 50 starken Frauen heraus. Weshalb fehlen Exponentinnen von «Me Too»?
Bazzell: Weil es um Frauen geht, die in bereits bestehende Projekte von Bfa involviert sind. Die «Me Too»- Bewegung ist wichtig, ist aber nur ein Teil der ökumenischen Kampagne. Missbrauch ist ein wichtiges Thema, zu welchem die Kirche sich auch äussern muss. Die Kampagne ist aber breiter aufgestellt.

Was ist das Ziel der diesjährigen Kampagne?
Bazzell: «Werde ein Teil des Wandels!» ist das übergeordnete Motto, nach dem wir alle die gerechtere Welt mitgestalten sollen. Dieses Jahr hören wir wichtige Stimmen von Frauen, die in vielen Ländern des globalen Südens für eine gerechte Welt einstehen. Die Auswahl der Projekte der ökumenischen Sammelaktion hat diesen Fokus.

Hat «Brot für alle» noch eine Relevanz? Als ich jung war, kamen 200 Personen an einen
«Suppenzmittag», heute sind es kaum noch 50.
Bazzell: Da stellt sich die Frage, welche Modelle heute zeitgemäss sind. Ob früher wirklich allen Leuten bewusst war, um welche Anliegen es ging? Aber fraglos ist Bfa auch heute noch eine wichtige kirchliche Stimme im Bereich der Entwicklungspolitik. Damit sie auch gehört wird, ist Kreativität gefordert. Zum Beispiel war ich heute morgen bewegt von einem Slogan im Fastenkalender und machte ihn sogleich zu meinem Steckbrief auf Facebook. Innert Kürze gab es mehrere Likes und Kommentare. Wir brauchen neue Formen. Denken wir an die Schulstreiks für das Klima – da ist unglaublich viel Energie vorhanden. 
Haben wir den Anschluss? Leisten wir Unterstützung?

Wie kann unsere Kirche dem Anliegen von Entwicklungshilfe und Mission noch mehr
Gehör verschaffen?
Bazzell: Noch stärker als bisher sind wir in den Gemeinden und im persönlichen Leben aufgefordert, Teil des Wandels zu sein. Das heisst zum Beispiel, unseren alltäglichen Umgang mit Ressourcen im Blick zu haben und dazu gehört auch, wo und was wir einkaufen. Wenn wir auf diese 50 Jahre Brot für alle zurückblicken, lässt sich zusammenfassend sagen: Die Kirche hat in Fragen zu Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung, Menschenrechten und Menschenwürde Position bezogen und ist immer wieder auch gehört worden. Bfa ist relevant.

 

Text: | Foto: Rolf Kühni, Pfarrer, Sargans  – Kirchenbote SG, März 2019

 

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