News aus dem Kanton St. Gallen

Der eigene Sohn kritisiert am besten

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13.09.2017
Zum Reformationsjubiläum entsteht zu Vadian ein Bilder-Lesebuch für Kinder – Die St. Gallerin Bettina Schawalder Frei setzt die Idee um.

Keinesfalls als Auftragsarbeit will Bettina Schawalder Frei ihr Buch für Kinder verstanden wissen, welches den St. Galler Reformator Vadian beschreibt. 

«Es ist Zufall», sagt sie sinnend und mit immer grösserer Begeisterung: «Es war eine einzigartige Möglichkeit, aus meinen Quellen zu schöpfen, mich intensiv mit dem Spätmittelalter und den Werten der Reformation auseinanderzusetzen.» Und nebst Beruf und Familie recherchierte, zeichnete, malte und schrieb sie Texte – oft halbe Nächte lang – und ging nie ohne Lesematerial in die Badi.

«Die Reformation und die Loslösung vom Kloster wollte Vadian behutsam einführen, ohne Blutvergiessen.»

Arbeitsgruppe
«Du bist doch kreativ.» Dies war einer der zündenden Sätze, der die gelernte Möbelschreinerin zur Autorin und Gestalterin des Buches über Vadian machte und zur Teilnahme in einer Arbeitsgruppe bewog. Holger Brenneisen, Leiter des religionspädagogischen Institutes, ist Verantwortlicher der Arbeitsgruppe zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation, mit Ausrichtung auf Material- und Erlebnisgestaltung für Kinder und Jugendliche. Während sechs Jahren war Schawalder Frei eine seiner Studentinnen in der Ausbildung zur Fachlehrperson Religion und ERG-Kirchen für die Primar- und Oberstufe. 

Das zeichnerische Talent genutzt
Ihre Kreativität im Zeichnen blieb nicht verborgen, zeigte sich auf ihren Notiz- und Arbeitsblättern für die Schulstunden. «Schade gibt’s kein Bilderbuch über unseren Reformator Vadian», hat sie sich als Stadtsanktgallerin bei der Ideensammlung in der ersten Sitzung der Arbeitsgruppe gedacht. Material für den schulischen Unterricht von Frank Jehle über die Reformationszeit in der Stadt existiert, aber noch kein Bilder-Lesebuch für Schulkinder. Jetzt nahm die Idee Formen an.

Was bewog Vadian?
«Ich bin nicht routiniert im Zeichnen», sagt sie schlicht, darum habe sie mit Bleistift vorgezeichnet, diese Linien mit Filzstift nachgezogen und wasserlösliche Farben mit Pinsel aufgetragen. Gleichzeitig forschte sie in den eineinhalb Jahren der Entstehung des Buches intensiv. Wie haben die Menschen jener Zeit gelebt? Was bewegte Vadian und seine Mitbürger? Und explizit für ein Bild im Buch: Wie sah beispielsweise ein Kachelofen im Mittelalter aus? Wie können Kinder den Umsturz der Werte jener Zeit der Reformen verstehen? 

Freiheiten herausgenommen
Die 42-Jährige nahm sich zeitweise die Freiheit der direkten Rede, legte Vadian Worte in den Mund, beispielsweise in der Passage, in der er seine Tochter Dorothea «Dorli» nennt und ihr den reformierten Gottesdienst erschliesst. Oft war der siebenjährige Sohn der Autorin der beste Kritiker. Ihm ist auch das Buch gewidmet.

 

Text: | Foto: Kathrin Burri, freie Journalistin, Krinau  – Kirchenbote SG, Oktober 2017

 

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