Caring Communities: Was läuft denn im Kanton St. Gallen?
Maya Hauri, eine «Caring Comunity» ist eine Gemeinschaft, in der sich die Mitglieder gegenseitig unterstützen. Ist nicht jede Kirchgemeinde schon lange eine «Caring Community»?
Maya Hauri: Die Kirche sorgt traditionell für Menschen, indem Angebote für die Leute gemacht werden. In einer «Caring Community» entscheidet man mit den Menschen zusammen, was es braucht. Man lebt eine Beteiligungskultur.
Manche Kirchgemeinden fördern die Beteiligung der Menschen schon lange. Was sind die Voraussetzungen für eine «Caring Community»?
Es braucht einen Begegnungsort, wo man sich kennenlernen kann, wo man sich öffnet, wo man über seine Bedürfnisse spricht. Da kann die Kirche Initiantin sein. Als Kirche wissen wir, wie wichtig Begegnungen sind. Wer sonst könnte zum Aufbau so viel beitragen wie Kirchgemeinden? Sie verfügen über ein grosses Potenzial mit ihrer Vernetzung, ihrer Freiwilligenarbeit und ihren Räumen.
Der Begegungsort ist eine Art Dorfbrunnen.
Genau. Der Ort soll niederschwellig sein, etwa ein Garten oder ein Spielplatz. Die Atmosphäre spielt eine wichtige Rolle. Ganz toll habe ich das in Buchs erlebt: Da kommt im Kirchgemeindehaus just jemand und fragt dich, ob du gerne einen Kaffee hättest. Man fühlt sich willkommen. In Gams ist beispielsweise ein ehemaliger Blumenladen vis-à-vis vom Volg ein gut sichtbarer, niederschwelliger Ort.
Was ist sonst noch wichtig?
Es braucht Zusammenarbeit. Wer ist in diesem Thema auch noch aktiv? Wer macht zum Beispiel auch noch Altersarbeit? Vielleicht ergibt sich eine Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde, mit Pro Senectute oder einem Quartierverein. Die Kirche muss das auch nicht immer selbst initiieren. Wenn das andere Akteure tun, kann die Kirche mit ihren vielfältigen Ressourcen Partnerin sein und sich so in die Gesellschaft einbringen.
Was läuft konkret in Bezug auf «Caring Communities» in den Kirchgemeinden im Kanton St. Gallen?
In Buchs ist seit einem Jahr der Papierhof in Betrieb. In Gams ist ein Projekt in den Startlöchern: Im Dorf hat es kein Restaurant mehr. Nun will die Kirchgemeinde ein Begegnungscafé für die Öffentlichkeit aufziehen. Und die Kirchgemeinde Straubenzell St. Gallen West erprobt in einem dreijährigen Projekt ein japanisches Konzept – Ibasho heisst es –, wo ältere Menschen sich gegenseitig unterstützen. Das Projekt wird gefördert und ausgewertet durch die Fachhochschule OST.
Caring Communities: Was läuft denn im Kanton St. Gallen?