News aus dem Kanton St. Gallen

Bescheidenheit ist eine Zier …

von Katharina Meier
min
22.11.2024
Als schlichter Rasen, gartenarchitektonischer Wurf oder mit künstlerischem Schmuck: Auf immer mehr Friedhöfen werden Gemeinschaftsgräber eingerichtet. So auch in Lichtensteig und Rebstein.

In der Vergangenheit war es dem Menschen wichtig, ein Grab mit eigenem Grabstein zu haben. Heute werden Gemeinschaftgräber immer beliebter. Dies hat auch damit zu tun, dass 90 Prozent der Menschen nach dem Tod eingeäschert werden wollen. Die Urne wird dann aber selten in ein Grab, sondern vielmehr in eine Wand und immer häufiger in ein Gemeinschaftsgrab eingelassen. In der Stadt Bern sind es mittlerweile 50 Prozent, ebenso in der Stadt Luzern. Viele klassische Grabreihen fallen somit weg, bieten Platz für neue Bestattungsformen und die Umgestaltung des Friedhofs mit Integration eines Gemeinschaftsgrabes. Auch im Kanton St. Gallen.

Nicht allein in einem Grab Liegen

Dazu gibt es mehrere Gründe. «Viele Menschen finden Trost in der Vorstellung, nach dem Tod Teil einer Gemeinschaft zu sein, nicht allein in einem Grab zu liegen», sagt der Lichtensteiger Stadtpräsident Mathias Müller. Auch sei ein Gemeinschaftsgrab günstiger, da die individuelle Grabpflege und die Kosten für einen Grabstein wegfielen.

Der Wegfall von Grabreihen ermöglicht eine parkähnliche Gestaltung, die zum Verweilen einlädt. Foto: zvg
Eingegrabene Wunschkapsel in Lichtensteig. Foto: Nadja Brändle
Rebstein, wo einst noch eine Blumenwiese gedeiht. Foto: KG Rebstein-Marbach

Oft äusserten auch Menschen mit wenigen oder keinen Angehörigen den Wunsch, sich im Gemeinschaftsgrab bestatten zu lassen, so Müller. Bernd Berger von der Evang.-ref. Kirche Bern-Jura-Solothurn nannte einst einen weiteren Grund: «Es ist oft der Wunsch älterer Menschen selbst, später in einem Gemeinschaftsgrab bestattet zu werden, als Ausdruck der Bescheidenheit.»

Bildhauer und Künstler am Werk

Bescheidenheit ist also nach wie vor eine Zier. Wobei sich die Gemeinden die Gemeinschaftsgräber etwas kosten lassen – in Lichtensteig sind es 290 000, in Rebstein ca. 60 000 Franken –, werden sie doch oft architektonisch hochwertig und mit Schmuck gestaltet. In Rebstein steht eine topologische Sphäre des Bildhauers Gregor Weder im Zentrum, in Lichtensteig sind es Skulpturen von Det Blumberg. Das von der Bevölkerung initiierte Projekt in Lichtensteig umfasst zudem eine Gedenkstätte für Sternenkinder. Bei der Einweihung wurde auch eine Wunschkapsel eingelassen, in der die Anwesenden Gedanken und Wünsche an kommende Generationen festhielten.

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