Basel feiert Fussball, Kunst und Kirche
Wenn Rotblau spielt und den Meisterpokal in die Höhe stemmt, steht Basel still. Doch nicht ganz. Während am letzten Freitag 32'000 Zuschauer im Stadion das Spiel zwischen dem FCB und dem FC St. Gallen verfolgten, feierten 2500 Besucher die «Nacht der Glaubens». Sie besuchten die 25 Veranstaltungen mit mehr als 200 Künstlerinnen und Künstlern rund ums Münster.
Auf dem Münsterplatz eröffnete Hausherr Lukas Kundert den Anlass. Der Kirchenratspräsident von Basel-Stadt begrüsste die Katholiken, Orthodoxen, Christkatholiken, Freikirchler und Reformierten auf «dem Platz, auf dem Menschen schon immer Gott gelobt» haben. Für Kundert gehören Kunst und Kirche zusammen. «Kunst bildet das ab, was nicht sichtbar ist und doch dahinter steht.» Das treffe auch auf Gott zu.
Lebenskunst im öffentlichen Raum
Zahlreiche Vertreter von Kirche, Politik und Kultur waren unter den Besuchern. Nationalrat Eric Nussbaumer überbrachte die Grüsse der Politik. Für den Baselbieter verkörpert das «Festival für Kunst und Kirche» ein Stück Hoffnung. Nussbaumer zeigte sich beeindruckt, dass die Kirchen hier auf dem Münsterplatz für die Ökumene einstehen und «Lebenskunst in den öffentlichen Raum» tragen.
Beeindruckt zeigte sich auch Gottfried Locher. Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes war aus Bern an den Rhein angereist. Es sei erstaunlich, wie «selbstverständlich und fröhlich» die Kirchen auftreten und feiern, auch wenn sie in Basel inzwischen eine Minderheit bildeten.
Ohne katholische Kirche
Das Festival war die zweite Auflage der «Nacht des Glaubens». 2013 besuchten 15'000 Personen die Veranstaltungen. Dieses Jahr mussten die Organisatoren das Programm redimensionieren und den Festort von der Innenstadt auf den Münsterplatz verlegen, denn der FCB hatte seine Meisterfeier just auf den gleichen Tag gelegt. Die Kirchen mussten weichen. Da die Veranstaltungen nur rund ums reformierte Münster stattfanden, machte jedoch die katholische Kirche des Kantons Basel-Stadt in diesem Jahr nicht mit.
Organisator Beat Rink zeigte sich davon unbeeindruckt. «Wir lieben den Fussball und den FCB», rief der Kulturbeauftragte der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt auf der Openair-Bühne und grüsste den FCB mit einem Augenzwinkern.
Von «Dust in the Wind» bis Beethoven
Das Programm aus den Sparten Pop, Rap, Jazz, Klassik, Tanz, Literatur und Kabarett war vielfältig. Vom Georgsturm herab eröffnete der Posaunenchor «Amor Brass Quintett» den Abend. Auf dem Münsterplatz stimmte später die britisch-kanadische Band «The Shiyr Poets» den Welthit «Dust in the Wind» an, während im Münster das Jugend-Sinfonieorchester Basel Beethoven spielte. Und in der Niklauskapelle sangen unzählige Jungendliche und junge Erwachsene, die mit ihren Kinderwagen den Weg durchs Gedränge suchten, Lobpreis-Lieder.
Ein wenig Fussball muss sein
Ganz ohne Fussball ging es aber auch in der «Nacht des Glaubens» nicht: In einer Autorenlesung trug Pfarrer Martin Dürr Fussball-Weisheiten aus seiner Kolumne vor. Und auf dem Münsterplatz spielten die Besucher in einem riesigen «Fairplay XXL»-Töggelikasten gegeneinander.
Beat Rink zeigt sich mit dem Anlass zufrieden. Die Rückmeldungen seien gut. Das Ziel, Kunst und Kirche auf einem professionellen Niveau ins Gespräch zu bringen, habe man erreicht. Rink stellt fest, dass Künstler zunehmend bereit seien, mit der Kirche zusammenzuarbeiten. Man plane eine weitere «Nacht des Glaubens» in zwei Jahren. Wie diese dann aussieht, hänge davon ab, wie stark sich die Kirchen engagieren.
Tilmann Zuber / Kirchenbote / 6. Juni 2017
Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».
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