Austauschen und Aufbrechen
«Es gibt uns Mut, zu hören, was an anderen Orten funktioniert», schwärmt Enzo Fuschini. Der Präsident der Kirchgemeinde Unteres Toggenburg ist schon seit Beginn beim Netzwerk Aufbruch Ost dabei. «Gute Ideen sind bei uns immer gefragt, und diese erhalten wir im Austausch mit unseren Nachbargemeinden.» Fuschini nennt ein Beispiel: In Lütisburg fehlen Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe der Kirche. Die Idee: Im Zuge eines Anbaus Kirchenbänke entfernen und durch eine flexible Bestuhlung ersetzen. Diese Diskussion sei nicht einfach. Da sei er froh, von anderen Kirchgemeinden zu lernen, die vor der gleichen Frage gestanden seien.
Begeisterung teilen
Entstanden ist das Netzwerk aus der Partnerschaft der Kirchgemeinde Rapperswil-Jona mit einer Kirche in Kapstadt. Zudem verbrachten Kirchenmitarbeiter ihren Studienurlaub im Ausland. «Inspiriert durch ihre Begegnungen, sind sie dann in ihre Gemeinden zurückgekehrt», erzählt Pascal Bazzell von der Arbeitsstelle Weltweite Kirche.
«Es hilft ungemein, über den eigenen Gartenzaun hinauszublicken.»
Auf die Begeisterung sei dort aber oft die Ernüchterung gefolgt, da das Umfeld die Begeisterung nicht mitgetragen habe. «Wir möchten diese Leute vernetzen, damit ihr Engagement mehr Wirkung zeigt», erklärt der zuständige Kirchenrat Heinz Fäh. Deshalb würden zu Treffen des Netzwerkes immer ganze Teams pro Gemeinde eingeladen, quer durch alle Funktionen: Sozialdiakone, Kirchenvorsteher, Kirchenmusiker, Pfarrer. Fuschini bestätigt: «Die Umsetzung wird so nachhaltiger.»
Impulse aus Südafrika
Auslandaufenthalte stehen heute weniger im Vordergrund. Dafür stellen Referenten kirchliche Trends aus anderen Ländern vor. Ein Beispiel ist das «Bibel-Teilen», eine Methode, um gemeinsam die Bibel zu lesen und sich darüber auszutauschen. Entwickelt wurde sie in der katholischen Kirche Südafrikas. Manche Gemeinden haben diese Anregung aufgenommen und zu Beginn einer Kivo-Sitzung ein Bibel-Teilen durchgeführt.
Loses Netzwerk
Zweimal jährlich treffen sich Vertreter der Kirchgemeinden im Rahmen von Netzwerk Aufbruch Ost. Rund sieben Kirchgemeinden aus dem Kanton St. Gallen nehmen jeweils an den Treffen teil. Dazu kommen Kirchgemeinden aus dem Kanton Thurgau, manchmal auch aus Appenzell und Glarus. Eine feste Mitgliedschaft gibt es nicht. Getragen wird das Netzwerk von der St. Galler und der Thurgauer Kantonalkirche.
Umsetzung schwierig
Susanne Schiesser, Präsidentin der Thurgauer Kirchgemeinde Stettfurt, war schon zweimal am Treffen dabei. «Die Gedankenanstösse waren sehr anregend», erzählt sie, «manche konnten wir in unserer Kirchgemeinde gleich umsetzen.» Neue Projekte seien daraus aber noch nicht entstanden. «Dazu fehlte uns bis jetzt die Zeit.» Fehlende Zeit sei auch der Grund gewesen, weshalb sie zum zweiten Treffen alleine hingegangen sei. «Wer ehrenamtlich in der Kirche engagiert und anderorts angestellt ist, kann unter der Woche nicht einfach einen Nachmittag freinehmen.»
Die Kirchgemeinde Unteres Toggenburg hat bereits versucht, Projekte umzusetzen. Sie schrieb einen Workshop zum Bibel-Teilen aus. Leider fand er mangels Interesse nicht statt. Er wünsche sich vom Netzwerk noch mehr Hilfe, bemerkt Enzo Fuschini, «wie wir die guten Impulse umsetzen und den Menschen schmackhaft machen können».
Text: Stefan Degen | Foto: Markus Ramm
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