News aus dem Kanton St. Gallen

Alles ist ein Ganzes

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27.07.2021
Chorleiter Markus Inauen aus Degersheim ist engagiert. Als Reformierter leitet er einen katholischen Kirchenchor und denkt nicht ökumenisch, sondern interreligiös. Im Interview gibt er Auskunft über sich und seine Tätigkeit.

Was fasziniert dich an der Arbeit als Chorleiter?
Die Erfahrung von Ganzheit und Verbundenheit.

Wie meinst du das?
Wenn wir auf die Welt also auf Wirtschaft, Ökologie, menschliche Beziehungen, Umwelt, Natur usw. blicken, so stellen wir fest: Alles ist auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden, nichts existiert getrennt voneinander. Dies ist nirgends so konkret spür- und erfahrbar wie beim gemeinsamen Singen.

Die Coronapandemie hat es deutlich gezeigt: Isolation führt zu Leiden. Nun ist es an der Zeit wieder Verbindung zu schaffen. Es ist es an der Zeit etwas Ganzheitliches für unsere Gesundheit zu tun. Singen ist für mich auch eine Heilform. Singen führt zu Gesundheit und Ganzheit. Wir verbinden uns mit unserer Stimme, unserem Körper, den Mitsingenden. Wir verbinden uns mit der Erde, mit dem jetzigen Moment, also schliesslich mit uns selbst. Beim Singen sind wir mit Abstand am meisten verbunden. Singen lässt uns innerlich wachsen und weit werden. Wir sind durch den Klang und die Stille miteinander verbunden. Wir sind eins.

«Die Menschen sollen singen! Es macht glücklich.»

Singen stärkt die Abwehrkräfte, singen macht glücklich und singen öffnet unser Herz. 

Was empfiehlst du?
Die Menschen sollen singen. Das Chorangebot in der Region ist gross. Ob Jodel-, Gospel-, Gemischt-, Männer-, Frauen- oder Kirchenchor - da ist für jeden etwas dabei. 

Du bist selber evangelisch-reformiert, dirigierst jedoch einen katholischen Kirchenchor. Liegt dir Ökumene am Herzen?
Nein das ist Zufall. Ökumene war gut und recht, ist aber eigentlich Schnee von gestern, nicht? Der Begriff scheint mir selbstverständlich und veraltet. Wenn ich in mein Umfeld schaue, so müssen wir heute interreligiös denken. Da ist so eine Vielfallt. Wir können die Unterschiede wertschätzen und Gemeinsamkeiten stärken. Dies geht wunderbar beim Musizieren. Singen verbindet.

Sind Kirchenchöre nicht veraltet?
Mein Chor hat den nostalgischen Namen «Katholischer Kirchenchor Cäcilia». Dabei verstehe ich den Begriff «katholisch» in seiner Ursprungsbedeutung, bevor er von der Institution entwürdigt wurde. Der Begriff katholisch stammt aus dem Griechischen und bedeutet «allumfassend, total, universell». Wir sind also ein Chor für alle Leute ob nun spirituell, religiös oder nicht. Wir sind generationengemischt. Der jüngste Sänger ist 18-, die älteste Sängerin 81-jährig. Wir sind ein zeitgemässer Chor aus dem 21. Jahrhundert. Wir haben feste Mitglieder, also einen treuen Stammchor. Zudem ist es bei allen Projekten möglich als Ad-Hoc-Sänger mitzumachen. Dann verdoppelt sich unser Chor jeweils. Heute wollen sich viele nicht mehr verpflichten und fix einem Verein beitreten. Das soll auch Platz haben. Zudem haben wir unser Repertoire den heutigen Bedürfnissen angepasst. Also ebenfalls vielfältig. Wir singen geistlich und weltlich, vom Schweizer Jodel bis zu afrikanischen Liedern und von der traditionellen, lateinischen Messe bis zu Popsongs.

Interview: pd/ Fotos: zVg   – Kirchenbote SG, 27. Juli 2021

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