News aus dem Kanton St. Gallen

Frank Jehle ist nicht mehr

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31.10.2022
Der St. Galler Theologe Frank Jehle ist tot. Der Universitätspfarrer und ehemalige Radioprediger publizierte bis ins hohe Alter, galt als liberaler Prediger sowie Förderer des evangelisch-katholischen Dialogs.

Der evang.-ref. Theologe und St. Galler Universitätspfarrer Frank Jehle ist am 23. Oktober im Alter von 83 Jahren verstorben. Jehle erlangte als Publizist und mit öffentlichen Predigten Bekanntheit. Mit seiner pointiert liberalen Haltung schreckte er auch nicht davor zurück, anzuecken. Jehle beschäftigte sich theologisch insbesondere mit Fragen der Religionspädagogik, der historischen und systematischen Theologie sowie der Ethik.

Achtsamer Gesprächspartner
Jehle, am 9. September 1939 in Zürich geboren, studierte evangelische Theologie in Zürich, Tübingen und San Francisco. Von 1965 bis 1970 war er Pfarrer in der Gemeinde Grub AR. Danach arbeitete Frank Jehle bis 1982 als vollamtlicher Religionslehrer an der Kantonsschule und am Lehrerseminar Sargans. Jehle war auch Mitgründer des Katecheteninstituts der St. Galler Kirche und unterrichtete auch am Kindergärtnerinnen-Seminar St. Gallen. Nach seiner Habilitation 1981 an der Universität Zürich war Frank Jehle von 1982 bis 2004 Pfarrer und Lehrbeauftragter für evangelische Theologie an der Universität St. Gallen. Anfänglich hatte Jehle zudem Lehraufträge an der Kantonsschule St. Gallen und an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen, die er 1999 aufgab. «Er war aussergewöhnlich engagiert und ein vielseitig begabter Theologe. Als Seelsorger begleitete er Studierende, Dozierende und Angestellte in Krisensituationen und stand ihnen als achtsamer Gesprächspartner und kluger Ratgeber zur Seite», schreibt die Universität St. Gallen (HSG) in der Traueranzeige des «St. Galler Tagblatts» vom 28. Oktober 2022.

 

«Frank Jehle war aussergewöhnlich engagiert, ein achtsamer Gesprächspartner und kluger Ratgeber.»

 

Förderer des Dialogs
Zur Lehrtätigkeit Jehles gesellten sich kirchliche Aufgaben und Ämter dazu: Mitglied der Konkordatsprüfungsbehörde (des Gremiums, das die Aufgabe hat, im Auftrag der evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz angehende Pfarrerinnen und Pfarrer zu begleiten und zu prüfen), Co-Präsident der evangelisch/römisch-katholischen Gesprächskommission der Schweiz sowie als Mitglied und Präsident der St. Galler Synode (evang.-ref. Kirchenparlament des Kantons St. Gallen). «Frank Jehle hat sich innerhalb und ausserhalb der Universität grosse Verdienste als überzeugter Ökumeniker erworben», so die Worte der HSG. Der Theologe Frank Jehle war auch bis kurz vor seinem Tod publizistisch aktiv: Seinen letzten Band «Verkündigung ist kein Monolog» publizierte er im Jahr 2021. Grosse Anerkennung im In- und Ausland fanden unter anderem die Publikationen zu den Schweizer Theologen Karl Barth und Emil Brunner.

Radioprediger
Und: «Vielen Alumni und Alumnae bleiben die interdisziplinären Gesprächsabende unvergesslich, die er zusammen mit seiner Frau, der Historikerin Marianne Jehle-Wildberger, im Pfarrhaus an der Steinbockstrasse durchführte», schreibt die HSG weiter. Jehle wurde in den 2000er-Jahren auch einer breiteren Öffentlichkeit als Radioprediger vom Schweizer Radio SRF bekannt.

 

 

Text: meka, eba/ref.ch | Foto: Regina Kühne, 2014 – Kirchenbote SG, 31. Oktober 2022

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